Flüchtlingshilfe im Erzbistum

Erzbistum sucht Unterkünfte

Das Erzbistum Köln will Unterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Derzeit werden dafür kirchliche Gebäude für Flüchtlinge gesichtet. Auch die evangelische Kirche mahnte mehr Anstrengungen an.

Zu den Flüchtlingen gehören auch viele Kinder  (dpa)
Zu den Flüchtlingen gehören auch viele Kinder / ( dpa )

"Flüchtlinge sind Menschen, die den Wechselfällen des Lebens ausgeliefert sind und oft dramatische Erfahrungen gemacht haben", sagte Kardinal Rainer Maria Woelki. Das Erzbistum solle dazu beitragen, "dass die vertriebenen und leidenden Menschen in Deutschland eine Bleibe finden, in der sie wieder zur Ruhe kommen können".

Woelki fordert ganze Gesellschaft zur Hilfe auf

Für Woelki ist der Einsatz für Flüchtlinge ein Gebot der Stunde. "Jesus Christus hat klar gesagt, wir sollen Fremde und Obdachlose aufnehmen", erklärte der Erzbischof. "Ich setze und vertraue darauf, dass viele katholische Christen sich auf diesen Weg machen wollen." Woelki sieht aber auch die gesamte Gesellschaft gefragt: "Wir brauchen in Deutschland eine Willkommenskultur, die wirkliche Gastfreundschaft für Flüchtlinge erlebbar macht", sagte er. "Lassen wir die Flüchtlinge hier ankommen, sagen wir Willkommen und helfen wir ihnen bei der Integration in unsere Gesellschaft."

Forderungen von den Kirchen

Die evangelische und die katholische Kirche in Köln mahnen mehr Anstrengungen an, die wachsende Zahl von Flüchtlingen in der Stadt menschenwürdig unterzubringen. Viele Flüchtlinge müssten unter mangelhaften Umständen leben, kritisierte der evangelische Stadtsuperintendent Rolf Domning am Freitag in Köln. Unterbringung und Integration dieser Menschen sei eine Aufgabe der gesamten Stadtgesellschaft, nicht nur der Verwaltung. Derzeit leben in Köln etwa 4.000 Flüchtlinge in städtischen Unterkünften.

Domning lobte, dass es bereits ein Auszugsmanagement gebe, dass beim Verlassen der Notunterkünfte helfe. Außerdem hätten sich die Stadt und der Runde Tisch für Flüchtlingsfragen bemüht, die Bevölkerung in den Stadtteilen mit neuen Unterkünften über die Situation zu informieren. Damit sollten Vorbehalte und Hemmnisse abgebaut werden.

Gesamtkonzept statt kurzfristiger Krisenreaktion

Der katholische Stadtdechant, Monsignore Robert Kleine, betonte, dass niemand seine Heimat freiwillig verlasse. Er forderte eine Willkommenskultur, um gegenseitiges Verständnis zu ermöglichen. Angesichts vermutlich weiter steigender Flüchtlingszahlen sei ein Gesamtkonzept anstelle kurzfristiger Krisenreaktion nötig. Bund und Land müssten den Kommunen dafür mehr Geld zur Verfügung stellen. Auch Pfarreien und kirchliche Träger sollten prüfen, sie Wohnungen für Flüchtlinge anbieten könnten.

Der evangelische Pfarrer Jost Mazuch mahnte «einen Masterplan für die Unterbringung der Flüchtlinge» an. In den kommenden zwölf Monaten seit mit 1.500 weiteren Menschen zu rechnen. erklärte der Theologe, der auch erster Sprecher des Runden Tisches für Flüchtlingsfragen in Köln ist. Mazuch kritisierte, dass viele der betroffenen Kinder und Jugendlichen noch nicht die Schule besuchen dürften. Je länger das verzögert werde, desto schwieriger werde der Einstieg in die deutsche Gesellschaft.

Neues Heim in einem Baumarkt

Allein in diesem Jahr sind nach Auskunft von Peter Krücker, zweiter Sprecher des Runden Tisches, Unterkünfte für 1.000 Menschen entstanden. Die meisten davon seien Notunterkünfte mit sehr schwierigen Bedingungen für die Bewohner. So sei eine Unterkunft für 80 Menschen geplant gewesen. Nach Erweiterungen lebten dort nun 700 Menschen, berichtete Krücker, der dem Katholikenausschuss der Stadt angehört. Die Atmosphäre sei sehr angespannt.

In einen leerstehenden Baumarkt sollen Krücker zufolge 200 Flüchtlinge einziehen. In der Großhalle hätten sie nur notdürftigen Sichtschutz voreinander. Es gebe keine Privatsphäre. Wasch- und Kochgelegenheiten müssten alle gemeinsam nutzen. Krücker bemängelte, dass nur die wenigsten Plätze für hinzukommende Flüchtlinge den Richtlinien entsprächen, die der Rat der Stadt und der Runde Tisch gemeinsam verabschiedet hätten.

 


Irakische Flüchtlinge  (dpa)
Irakische Flüchtlinge / ( dpa )
Quelle:
epd