Debatte um die Aufnahme von Flüchtlingen

In Zelten oder den eigenen vier Wänden?

Steigende Asylbewerberzahlen und die Einrichtung von provisorischen Unterkünften in deutschen Städten haben die Debatte um die Aufnahme von Flüchtlingen verschärft. Ein Politiker fordert nun eine Aufnahme in privaten Unterkünften.

Zeltlager in Duisburg (dpa)
Zeltlager in Duisburg / ( dpa )

Duisburg richtet derzeit im Ortsteil Walsum eine Zeltstadt ein, um dort bis zu 150 Menschen aufzunehmen. Mit der Ankunft der ersten Flüchtlinge rechnen die Verantwortlichen im Lauf der kommenden Woche. In der "Welt" (Freitag) forderte die Grünen-Parteivorsitzende Simone Peter ein Gipfeltreffen von Bund, Ländern und Kommunen, um die Unterbringung zu koordinieren. Ein solcher Schritt sei "längst überfällig". Traumatisierte in Zelten unterzubringen nannte Peter unwürdig. "In Duisburg sind noch längst nicht alle Unterbringungsmöglichkeiten ausgeschöpft", sagte sie.

Auch Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) äußerte Bedenken. "Zelte dürfen nur eine Ultima Ratio, die letzte Möglichkeit der Unterbringung, sein. Bund und Länder müssen dafür sorgen, dass die Flüchtlinge nach mitteleuropäischen Standards untergebracht werden."

Der Bundesgeschäftsführer von Pro Asyl, Günter Burkhardt, warf Bundesländern und Kommunen vor, ohne Konzept auf die steigende Flüchtlingszahl zu reagieren. Die Unterbringung in Containern und Kasernen sei "kurzfristiges Krisenmanagement", sagte Burkhardt der "Frankfurter Rundschau" (Freitag). "Der Fehler war, dass man Plätze abgebaut und kein Integrationskonzept entwickelt hat."

Katholiken sind besorgt

Der Stadtkatholikenrat zeigte sich besorgt. "Wir haben Verständnis für die Situation der Stadt und wissen, dass es keine leichte Aufgabe ist, geeignete Unterkünfte für die Menschen zu finden." Die Zeltstadt dürfe allenfalls eine Übergangslösung sein. "Hier sehen wir auch die freie Wohnungswirtschaft in der Verpflichtung, Wohnraum zur Verfügung zu stellen."

Ein Sprecher der Stadt sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die Unterbringung in Zelten sei als "temporäre Notmaßnahme für maximal sechs Wochen" gedacht. "Die Stadt arbeitet mit Hochdruck an alternativen und besseren Unterbringungsmöglichkeiten."

Angesichts knapper Unterbringungsmöglichkeiten ruft der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Patzelt zur Aufnahme von Bürgerkriegsflüchtlingen in den eigenen vier Wänden auf. Die Deutschen seien es gewohnt, dass Hilfeleistungen über staatliche Stellen oder Träger der Wohlfahrt geleistet werden, erklärte Patzelt am Freitag. Doch dabei würden Grenzen deutlich. "Deshalb rufe ich die Menschen in unserem Lande auf, über eine zeitnahe Aufnahme von Flüchtlingen, insbesondere von Müttern mit Kleinkindern, in ihren eigenen Häusern oder Wohnungen nachzudenken", sagte der Parlamentarier aus Frankfurt (Oder).

Nach seiner Erfahrung seien sowohl der verfügbare Wohnraum, etwa Gästezimmer, als auch die materiellen Voraussetzungen vieler Bürger "so beschaffen, dass eine Aufnahme von Gästen organisatorisch wie finanziell keine wesentliche Last darstellen würde", sagte Patzelt.

Er kündigte an, seinen Vorschlag mit anderen Bundestagsabgeordneten diskutieren zu wollen.


Quelle:
epd , KNA