Bischof Fürst: Deutsche sollten auf Teil ihres Wohlstands verzichten

Seid Ihr bereit, auf zehn Prozent zu verzichten?

Bei einer Podiumsveranstaltung der Stuttgarter Messe "Fair Handeln" hat Bischof Gebhard Fürst die weltweite Armut thematisiert. Wer wolle, dass in armen Ländern der Wohlstand steige, müsse in Kauf nehmen, dass in Deutschland das Wohlstandsniveau sinke, so Fürst.

 (DR)

Die weltweite Armut kann nach Ansicht des Stuttgarter katholischen Bischofs Gebhard Fürst nur durch Wohlstandsverzicht beendet werden. Wer wolle, dass in armen Ländern der Wohlstand steige und die weltweiten Verteilungskonflikte aufhörten, müsse auch in Kauf nehmen, dass in Deutschland das Wohlstandsniveau sinke, sagte der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart am Samstag bei einer Podiumsdiskussion zur Messe "Fair Handeln": "Wären die Menschen hier bereit, auf zehn Prozent ihres Wohlstandes zu verzichten?"

Den Kampf der Kirchen gegen Armut wahrnehmen

Der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July kritisierte bei der Veranstaltung in Stuttgart, die Erfahrungen von Entwicklungsorganisationen und auch der Kirchen bei der Armutsbekämpfung würden bisher zu wenig von der Politik berücksichtigt. Dabei seien sie in vielen Ländern direkt vor Ort und könnten gerade in Staaten mit schwachen Regierungen effektive Hilfe leisten.

Widerspruch zwischen Entwicklungspolitik und Ausbeutung

Die Chefredakteurin der Zeitschrift "Africa Positive", Veye Tatah, sah einen Widerspruch im Einsatz der Bundesregierung für die Entwicklungspolitik und der Ausbeutung von Rohstoffen in afrikanischen Ländern durch die deutsche Industrie. Die Situation in Afrika werde sich nur verbessern, wenn es in der EU gesetzliche Rahmenbedingungen für den Import von Rohstoffen aus Konfliktgebieten gebe. Klaus Rudischhauser, stellvertretender Generaldirektor von "Europe Aid" der Europäischen Kommission in Brüssel, sagte, ein Ziel sei, dass Unternehmen, die Rohstoffe aus Konfliktgebieten importierten, nachweisen müssten, "dass diese konfliktfrei sind."


Quelle:
epd