Gebet für tote Flüchtlinge an der Grenze zu Mexiko

US-Bischöfe für Einwanderungsreform

In den USA haben Bischöfe für alle Flüchtlinge gebetet, die seit 1998 beim Versuch des Grenzübertritts von Mexiko in die USA ihr Leben verloren haben. Die Bischöfe feierten ihren Gottesdienst direkt vor dem Grenzzaun nach Mexiko.

Kardinal Seán O’Malley / © Erzbistum Boston
Kardinal Seán O’Malley / © Erzbistum Boston

Die Wüste sei "das Lampedusa der Vereinigten Staaten", erklärte Weihbischof Eusebio Elizondo, der Vorsitzende des bischöflichen Komitees für Migration. Im Juli 2013 hatte Papst Franziskus auf der Mittelmeerinsel für Migranten gebetet und die "Globalisierung der Gleichgültigkeit" angeprangert.

Bei der zweistündigen Messfeier betonte Kardinal Seán O'Malley, die zu "Illegalen" abgestempelten Migranten aus Mexiko und Zentralamerika seien "unsere Brüder und Schwestern". Zusammen mit mehreren Jugendlichen legte O'Malley am Grenzzaun einen Blumenkranz nieder. Die Toten in der Wüste seien nicht vergessen. Die meisten US-Amerikaner seien selber Einwanderer oder Nachfahren von Einwanderern, betonte er.

Weihbischof Elizondo, der Vorsitzende des bischöflichen Komitees für Migration, forderte bei einer Pressekonferenz, die US-Regierung müsse "noch in diesem Jahr" eine umfassende Einwanderungsreform beschließen. Immigration sei ein moralisches und ethisches Anliegen, nicht nur ein politisches und wirtschaftliches.

Armut Hauptgrund für illegale Einwanderung

Die katholischen Bischöfe der USA setzen sich schon seit Jahren für Reformen ein. Den mehr als zehn Millionen Migranten in den USA ohne Papiere müsse ein "Pfad zur Staatsbürgerschaft" geöffnet werden. Hauptgrund der illegalen Einwanderung sei "extreme Armut". Eine dauerhafte Lösung der "undokumentierten Migration" sei nur mit langfristigen Wirtschaftsmaßnahmen für mehr soziale Gerechtigkeit möglich.

Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pew Research-Center sind 59 Prozent der US-Katholiken der Ansicht, eine Einwanderungsreform noch in diesem Jahr sei wichtig oder sehr wichtig. Bei weißen Protestanten vertraten 46 Prozent diese Auffassung, bei weißen evangelikalen Christen 42 Prozent.

An Obama liegt es nicht

Nach Ansicht von Kardinal O'Malley sind die Reformbemühungen wegen des Widerstandes im Kongress ins Stocken geraten. Präsident Barack Obama sei bereit, ein Reformgesetz zu unterzeichnen. Im Repräsentantenhaus stellt jedoch die reformskeptische Republikanische Partei die Mehrheit. In hispanischen Bürgerverbänden kommt zunehmend Kritik an Obama auf. Während seiner Amtszeit seien fast zwei Millionen Menschen abgeschoben worden, viele mit Familienangehörigen in den USA, beklagte der Latino-Verband "National Council of La Raza".

Der Vorsitzende der Caritaskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Rainer Maria Woelki (Berlin), hatte die Initiative der US-Bischöfe gewürdigt: Dieses Signal der Solidarität mache auf das Schicksal der Flüchtlinge aufmerksam und sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg, ihre Lage zu verbessern. Woelki: "Ich bestärke die Aktion der Bischöfe, wir brauchen eine Politik, die Ungleichheit überwindet und Chancengerechtigkeit stärker als bisher auf die Agenda setzt und zwar weltweit."


Quelle:
epd