Neher: In Prävention von Altersarmut investieren

Sozialverbände kritisieren Rentenpläne der Bundesregierung

Sozialverbände haben die Rentenpläne der Bundesregierung kritisiert. Die geplante Finanzierung aus Beitragsmitteln belaste die Rentenkassen, erklärte der Deutsche Caritasverband am Dienstag in Berlin.

 (DR)

Der Deutsche Familienverband rief dazu auf, die Beiträge zur Rentenversicherung familiengerecht und damit kinderzahlabhängig zu gestalten. Das Kabinett will den Gesetzentwurf am Mittwoch auf den Weg bringen. Er sieht neben der Erhöhung der sogenannten Mütterrente, die abschlagsfreie Rente ab 63 Jahren und Verbesserungen für Erwerbsminderungsrentner vor.

Caritas-Präsident für höheres Renteneintrittsalter

Caritas-Präsident Peter Neher erklärte, die vorgesehene Finanzierung aus Beitragsmitteln enge langfristig den Spielraum ein, das Rentenniveau zu stabilisieren. Betroffen seien vor allem Menschen mit sehr kleinen Renten. Deren Risiko wachse, im Alter arm zu sein. Das Rentensystem könne nur durch ein höheres Rentenantrittsalter stabilisiert werden, so Neher. Er forderte die Bundesregierung auf, in die Prävention von Altersarmut zu investieren. Dazu seien mehr Investitionen in Bildung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen sowie verstärkte Anstrengungen zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit notwendig.

Junge Familien entlasten

Der Präsident des Deutschen Familienverbandes, Klaus Zeh, mahnte eine stärkere Entlastung junger Familien an. Junge Familien, die einen generativen Beitrag leisteten und außerdem wie jeder andere in die Rentenkasse einzahlten, müssen entlastet werden, forderte Zeh. Bisher zahlten Familien in die gesetzliche Rentenversicherung ein, als hätten sie keine Kinder. Beide Verbände begrüßten zugleich, dass der Entwurf die Steigerung um einen Rentenpunkt pro Kind für Mütter vorsieht, die vor 1992 Kinder geboren haben. Diese Ausweitung müsse aber zwingend aus Steuermitteln finanziert werden, so Neher.

Zu Ungunsten der jungen Generation

Der Münchner Sozialrechtler Axel Börsch-Supan kritisierte die geplanten Änderungen aus Gründen der Generationengerechtigkeit. Die Wohltaten kämen der älteren Generation zugute, während es die zukünftigen Beitragszahler finanzieren müssten, die ohnehin durch den demografischen Wandel gebeutelt würden.

Nach einer Emnid-Umfrage der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft sind 69 Prozent der Deutschen nicht bereit, zur Finanzierung der Rentenpläne der Bundesregierung auf einen Teil ihres Einkommens zu verzichten. Etwa 29 Prozent seien zu finanziellen Einschnitten bereit. Rund 56 Prozent seien dagegen, für die Rentenpläne die berufstätige Generation stärker zu belasten.


Quelle:
KNA