SKM begeht 111-Jubiläum mit Stadtfest

Alltägliche Armut in der Domstadt

Seit genau 111 Jahren reicht der Sozialdienst Katholischer Männern Menschen in Armut die Hand. Im domradio.de-Interview spricht SKM-Geschäftsführer Wolfgang Scheiblich über die Folgen der Armut und das geplante Stadtfest am Freitag.

Am Rand der Mitte (dpa)
Am Rand der Mitte / ( dpa )

domradio.de: Sie nehmen ihr Jubiläumsfest auf dem Kölner Neumarkt zum Anlass, um auf das Thema „Armut in einer reichen Stadt(-gesellschaft)" hinzuweisen. Was macht Ihnen da ganz aktuell Sorgen, wenn sie an die Menschen in Köln und natürlich überall in Deutschland denken, die in Armut leben?

Wolfgang Scheiblich: Die Sorgen macht mir nicht nur die Armut selbst, dass Menschen wenig Geld zur Verfügung haben, sondern die Folgen der Armut. Wir wissen, dass arme Menschen häufiger krank sind, dass Wohnungslose sehr viel früher sterben als andere, dass Kinder aus armen Familien wenig oder eingeschränkte Bildungschancen haben, dass man sie zum Beispiel in höheren Schulabschlüssen oder in Studien kaum wiederfindet, das sind alles Folgen der Armut und diese Schere zwischen Arm und Reich geht weit auseinander und wir in Köln sehen das hier auch.

domradio.de: Welches Gesicht hat die Armut hier in Köln und wie sieht Ihre Hilfe aus?

Scheiblich: Das Gesicht der Armut ist vielfältig. Wir haben Einrichtungen in sozialen Brennpunkten für Menschen ohne Mietvertrag, wir haben Kinder, die hungrig in die Kindertagesstätten kommen, wir haben Wohnungslose, die seit Jahren  auf der Straße leben oder in Wohnungen, die wir für sie bereithalten, bis hin zu den Drogenabhängigen, um die wir uns kümmern. Wir wollen helfen, dass sie sich integrieren und da, wo es nicht möglich ist, wo Menschen zum Beispiel nicht auf den ersten Arbeitsmarkt integrierbar sind, wegen ihrer persönlichen und sozialen Schwierigkeiten, dort muss es darum gehen, dass sie trotzdem ein Teil der Gesellschaft sind und dass sie sich auch als solcher empfinden können.

domradio.de: Sie feiern das 111-jährige Bestehen des SKM als Fest der Begegnung und des Dialogs und wollen zu einer Begegnung auf Augenhöhe anregen. Wie kann das gehen?

Scheiblich: Wir haben uns etwas ganz besonderes überlegt, dass wir zu einer Podiumsdiskussion wichtige Vertreter der Stadtgesellschaft einladen, dass nicht die Bühne voller armer Menschen ist, sondern voller Menschen, die Verantwortung tragen. Das ist die Politik, das ist die Verwaltung, das sind die Medien, die Kunst und das sind auch Banker und Finanzmenschen, denen wir zutrauen, dass sie den Blick auf die gemeinsame Verantwortung haben. Es kann in keinem Interesse sein, dass die Schere weiter auseinander geht. Die Stadt, die immer größer wird in ihrer Armut, hat auch letzten Endes das Nachsehen in ihrer Wirtschaftlichkeit, denn Menschen, die wenig verdienen oder gar nichts verdienen haben kein Steueraufkommen, sie sind auch nicht Konsumenten und das schadet nicht nur der Stadt in ihrem Ansehen, sondern sogar der Stadt als Wirtschaftsstandort.

Das Interview führte Monika Weiß.

Sozialdienst katholischer Männer

1910 begannen die Vorbereitungen für eine neue Organisation, die 1912 in Essen als Katholischer Männer-Fürsorge-Verein gegründet wurde. Nach den Wirren zweier Weltkriege und den Einschränkungen der Verbandsarbeit durch die Nazi-Herrschaft erholte sich das Verbandsgefüge erst wieder nach 1948 mit Domkapitular Prälat Braekling (Paderborn) als Vorsitzender und dem damaligen Düsseldorfer Jugendkaplan Carl Richter als Generalsekretäre.

1962 änderte der Verband aufgrund der inzwischen eingetretenen Änderungen im sozialen Bereich seinen Namen in "Sozialdienst Katholischer Männer" (SKM).

SKM Paderborn hilft in Rumänien / © Gerd Vieler (KNA)
SKM Paderborn hilft in Rumänien / © Gerd Vieler ( KNA )


 

Quelle:
DR