1449 Todesfälle im vergangenen Jahr registriert

Zahl der Drogentoten steigt

In Deutschland ist die Zahl der Drogentoten im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Sie erhöhte sich im Vorjahresvergleich um 55 (plus 3,9 Prozent) auf 1449 Todesfälle, wie das Bundeskriminalamt am Dienstag in Berlin mitteilte. Im Jahr 2007 waren es 1394 Drogentote, 2006 betrug die Zahl 1296, wie die Bundes-Drogenbeauftragte Sabine Bätzing im domrado-Interview mitteilte.

 (DR)

Die meisten Toten registrierte die Behörde mit 380 Fällen in Nordrhein-Westfalen. Das ist ein Plus von 1,6 Prozent. Auf den Plätzen folgen Bayern (247) und Baden-Württemberg (192). Den höchsten Anstieg gab es mit einem Zuwachs von 200 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern - allerdings auf einem niedrigen Niveau von neun Todesfällen.

Bätzing sagte, die gestiegene Zahl der Drogentoten sei eine «bittere Erinnerung an eine noch nicht bewältigte Herausforderung unseres Hilfesystems». Für den Anstieg der Zahl habe sie noch keine genaue Erklärung.

Wie in den vergangenen Jahren nahmen vor allem die Todesfälle bei älteren, langjährig Drogenabhängigen ab 30 Jahren zu. Häufig starben Drogenkonsumenten, die nach einem Gefängnisaufenthalt wieder frei kamen und dann eine Überdosis Rauschgift einnahmen. Bätzing plädierte deshalb dafür, bessere Übergänge aus der Haft in Therapien zu schaffen und «Überlebensangebote» wie Fixerstuben auszubauen.

Die Zahl der sogenannten erstauffälligen Konsumenten harter Drogen wuchs im Vergleich zu 2007 um drei Prozent auf rund 19 200 Menschen. Besonders bei den synthetischen Drogen seien Steigerungen festgestellt worden.

Bei ihren Ermittlungen entdeckten die Drogenfahnder 517 illegale Cannabis-Plantagen (2007: 430). 415 davon waren Indoor-Plantagen. Die eigens für die Aufzucht in geschlossenen Räumen gezüchteten Hanf-Sorten enthielten vielfach höhere Konzentrationen des Wirkstoffs THC als ursprüngliche Sorten, sagte BKA-Chef Ziercke. Ein Drittel der Plantagen befand sich in Nordrhein-Westfalen, von wo aus die Pflanzen häufig in die benachbarten Niederlande geliefert wurden.

In Nordrhein-Westfalen wurde ebenfalls einer der größten Drogenfunde 2008 ermittelt. Mit 284 Kilogramm Amphetamin ist dies die bislang größte sichergestellte Einzelmenge dieser Droge. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr bundesweit 1283 Kilogramm Amphetamin beschlagnahmt. Auch LSD, Ecstasy und Kokain wurden verstärkt entdeckt, Heroin und Crack dagegen weniger. «Der Trend geht weg vom schmutzigen Heroin hin zu vermeintlich reineren Lifestyle-Drogen», kommentierte Ziercke die Funde.

Bei Marihuana und Haschisch wurden die größten Einzelmengen seit mehr als acht Jahren gefunden. Dadurch stieg die gesamte Menge um 122 Prozent auf rund 16 500 Kilogramm Cannabis im Vergleich zu 2007. Auch die Zahl der Fälle erhöhte sich um zehn Prozent auf rund 34 900 Sicherstellungen.

Im vergangenen Jahr wurden 25 Rauschgiftlabore aufgedeckt, 2007 waren es 10. Die meisten hätten sich in Bayern und Sachsen befunden, sagte Ziercke.