Das kolumbianische Friedensdorf San José de Apartadó

Gewaltloser Widerstand gegen Bürgerkrieg und Vertreibung

Seit über 40 Jahren liefern sich in Kolumbien Armee, Polizei, Guerilla, Paramilitärs und Drogenkartelle einen blutigen Bürgerkrieg. Allein in den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden dabei nach Angaben von Menschenrechtlern etwa 70.000 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Über drei Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land, fünf Millionen Kolumbianer sollen im Exil leben.

 (DR)

Zukunftsträchtiges Entwicklungsmodell
Als Akt des friedlichen Widerstands gegen Vertreibung und Flucht erklärten sich die 1.350 Bewohner des Dorfes San José de Apartadó im Norden des Landes vor zehn Jahren für neutral - und erhalten dafür nun den Aachener Friedenspreis 2007. Der gewaltlose Einsatz für Frieden in dem südamerikanischen Land solle auf diese Weise gewürdigt und gestärkt werden, erklärte der Trägerverein des Friedenspreises. Inzwischen gibt es in Kolumbien rund 50 solcher Friedensgemeinden.

Das Friedensdorf San José de Apartadó sei ein zukunftsträchtiges Entwicklungsmodell, das den Bewohnern eine Überlebenschance gebe, aber auch der Regierung einen Ausweg aus dem Bürgerkriegszustand weise, hieß es. Zugleich handle es sich um das "am akutesten von Austilgung bedrohte Friedensdorf der Region". Seit seiner Gründung wurden den Angaben zufolge 164 Einwohner ermordet. Bislang seien elf Massaker gezählt worden, allein im Jahr 2004 habe es 530 Übergriffe gegeben.

Der Aachener Friedenspreis-Verein erhebt auch Vorwürfe gegen den kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe. Er behaupte, die Dorfbewohner arbeiteten mit der größten Guerilla-Organisation FARC zusammen. Die wehrlosen Bauern der Kampfgebiete würden so für vogelfrei erklärt. Die Kriegsparteien betrieben eine Politik der verbrannten Erde und versuchten, die umkämpften Gebiete unbewohnbar zu machen.