Benedikt XVI. besucht in Brasilien Drogen-Projekt und betet Rosenkranz

Der Papst in Brasilien, Samstag

Papst Benedikt XVI. hat am vierten Tag seiner Brasilienreise am Samstag das Drogen-Rehabilitationszentrum "Fazenda da Esperanca" (Haus der Hoffnung) besucht. Dabei rief er die ehemaligen Abhängigen auf, "Botschafter der Hoffnung" in dem von Drogenproblemen gezeichneten Land zu sein. Drogenhändlern drohte er an, Gott werde sie für ihr Handeln zur Rechenschaft ziehen. Am Abend betete der Papst im größten Marienheiligtum der Welt den Rosenkranz.

 (DR)

Papst betet Rosenkranz im weltgrößten Marienheiligtum
Gemeinsam mit rund 35.000 Gläubigen bat er in der Basilika von Aparecida um den Schutz der Gottesmutter für Brasilien und Lateinamerika. An dem Gottesdienst zum Abschluss des vorletzten Besuchstages von Benedikt XVI. nahmen zahlreiche Priester, Ordensleute und Priesterseminaristen teil. Am Sonntag will der Papst in Aparecida die fünfte Vollversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe eröffnen. Danach reist das Kirchenoberhaupt nach Rom zurück.

Benedikt XVI. mahnte die Katholiken, das Gefühl der Kirchenzugehörigkeit zu stärken. "Es lohnt sich, Gläubiger zu sein; es lohnt sich, beharrlich im Glauben zu sein", sagte er. Dazu gehöre allerdings auch eine solide Bildung in der kirchlichen Lehre und Spiritualität. Nur so könnten Katholiken zu einer gerechteren, humaneren und christlicheren Gesellschaft beitragen, betonte der Papst.

Anerkennung für Priester und Ordensleute
Den Priestern sprach Benedikt XVI. Anerkennung für ihren Dienst unter oft schwierigen Umständen aus. Das Beispiel eines gut gelebten Priestertums adle die Kirche und sei die Einladung an junge Männer, den gleichen Weg einzuschlagen. Zugleich ermahnte der Papst die Priester zu einem immer erneuerten Missionseifer.

Die Ordensleute nannte er ein Geschenk Gottes an die Kirche. Die vorbehaltlose Liebe zu Gott und den Nächsten, die sich in Gebet und Zuwendung zu den Ärmsten und Verlassenen äußere, könne in jungen Menschen den Wunsch wecken, Christus entschieden nachzufolgen. Auch die geistlichen Gemeinschaften und katholischen Vereine seien ein "lebendiger Ausdruck der ewigen Jugend der Kirche".

Die Gläubigen sollten den Lehren Marias folgen und die Erleuchtungen im Herzen bewahren, die sie vom Himmel sende, sagte der Papst unter Anspielung auf die Visionen von Fatima. In dem portugiesischen Ort war vor 90 Jahren, am 13. Mai 1917, drei Hirtenkindern die Gottesmutter erschienen.

Zentrum von Deutschen gegründet
Papst Benedikt XVI. hat am vierten Tag seiner Brasilienreise am Samstag das Drogen-Rehabilitationszentrum "Fazenda da Esperanca" (Haus der Hoffnung) besucht. In den vom Paderborner Franziskaner Hans Stapel (61) seit 1979 aufgebauten Einrichtungen werden landesweit 3.000 meist junge Menschen betreut. Weltweit gibt es 45 weitere Zentren, davon zwei in Deutschland und in Brasilien insgesamt 33. Dabei liegt der Schwerpunkt der Behandlung auf gemeinsamer Arbeit und Spiritualität. Unabhängigen Studien zufolge wurden mehr als 80 Prozent der bislang rund 15.000 Hilfesuchenden geheilt. Das Zentrum liegt 30 Kilometer von dem Wallfahrtsort Aparecida entfernt, in dem Benedikt XVI. am Sonntag die Vollversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe eröffnet.

Der Papst wurde von Stapel, den 300 Patienten sowie Tausenden begeisterten Gläubigen, darunter viele ehemalige Drogenabhängige, empfangen. Stapel sagte, bei der Verwirklichung des Projekts sei er von vielen brasilianischen Bischöfen unterstützt worden, "die gewollt haben, dass der Papst mit dem Besuch die Verpflichtung der Kirche gegenüber dem Sozialen, den Ausgeschlossenen unterstreicht". Anlässlich des Besuchs des Papstes bauten die Patienten in dem Hof eine Kapelle, die Benedikt XVI. segnete.

Im Verlauf des Besuchs sprach Benedikt XVI. zunächst mit den Clarissen-Schwestern, die das Zentrum leiten. Anschließend traf er mit den Bewohnern der Fazenda zusammen. Einige von ihnen trugen bewegende Lebensgeschichten vor. In seinen Grußworten mahnte der Papst, niemals die Hoffnung zu verlieren. Zugleich bestärkte er die verschiedenen Abhängigen-Hilfsgruppen weltweit in ihrer Arbeit. Gott liebe die unter Drogenabhängigkeit Leidenden "mit besonderer Liebe".

"Kostbare Gabe der Gesundheit"
An die Ordensfrauen gewandt, lobte Benedikt XVI. ihre Verbindung von Gebet und therapeutischer Arbeit. Dabei rief er sie auf, die Botschaft der Liebe zu verkünden, "die Trauer, Drogen und Tod überwindet".

Den Therapierten sagte er, es genüge nicht, den Körper zu heilen. Nicht weniger wichtig als die Wiedereingliederung ins soziale Leben sei die Wiederentdeckung des Glaubens. Die Gelegenheit, körperlich und spirituell zu neuer Kraft zu kommen, sei ein Geschenk Gottes. Im Gegenzug erwarte die Gesellschaft, dass die Rehabilitierten ihre "kostbare Gabe der Gesundheit" anderen Menschen weitergäben.

Am Abend will Benedikt eine Rosenkranzandacht mit Geistlichen, Ordensleuten und Seminaristen in der Basilika des Wallfahrtortes Aparecida feiern.

Grundsatzrede
In einer Grundsatzrede forderte der Papst am Freitag Politik und Kirche des Landes zu mehr Verantwortung für die Armen und Verelendeten auf. Die Bischöfe drängte er zu einem missionarischen Neuaufbruch und zu einer Offensive gegen das Vordringen christlicher Sekten. Am Morgen hatte der Heilige Vater mit Hunderttausenden Brasilianern eine Messer zur Heiligsprechung des Franziskanerbruders Frei Galvao gefeiert.

Als Höhepunkt der fünftägigen Reise eröffnet Benedikt XVI. am Sonntag die Vollversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe. Von der dreiwöchigen Tagung in Aparecida werden wichtige Weichenstellungen für den Kurs der Kirche auf dem katholikenreichsten Kontinent der Erde erwartet.

Aparecida: Bedeutendster Marienwallfahrtsort Brasiliens
Die Stadt Aparecida ist der bedeutendste Marienwallfahrtsort Brasiliens. Rund acht Millionen Menschen pilgern jedes Jahr in die 150 Kilometer nordöstlich von Sao Paulo gelegene Kleinstadt. In ihrem Zentrum steht eine mehr als 40.000 Menschen fassende Wallfahrtskirche, in der die Gläubigen an einer kleinen Statue der Gottesmuter beten.

Fischer sollen diese schwarze Madonna im Jahr 1717 in zwei Teilen aus einem Fluss gezogen haben. Anschließend erzielten sie nach der Überlieferung einen reichen Fang, nachdem sie zuvor stundenlang leer ausgegangen waren. Diesem ersten Marienwunder folgten weitere Berichte; es begann eine Verehrung der rund 40 Zentimeter hohen Figur. Zunächst wurde eine Kapelle, später eine große Kathedrale errichtet.

Seit 1955 ist eine neue Basilika in Bau, die Papst Johannes Paul II. 1980 besuchte und weihte. Vier Jahre später erklärte die Brasilianische Bischofskonferenz die Kirche zum Nationalheiligtum. Das portugiesische Wort "Aparecida" bedeutet übersetzt "Die Erschienene".

Zehntausende Brasilianer heißen Papst willkommen
Am Donnerstagabend hatten Zehntausende junge Brasilianer Papst Benedikt XVI. begeistert empfangen. Bei der Begegnung im Stil des Weltjugendtags rief er die jungen Katholiken am Donnerstagabend auf, die Zukunft der Kirche und der Gesellschaft selbst in die Hand zu nehmen.

Zuvor hatte der Heilige Vater Staatspräsident Luis Inacio Lula da Silva getroffen. Für Kritik sorgte eine Äußerung des Papstes zu einer möglichen Exkommunikation von Abtreibungsbefürwortern. Benedikt XVI. hatte die Haltung der mexikanischen Bischöfe verteidigt, Politikern die Kommunion zu verwehren, wenn sie sich für eine Liberalisierung der Abtreibungsgesetze aussprächen.

Die Papstreise im domradio
domradio begleitet in Kooperation mit Radio Vatikan die Reise täglich aktuell mit ausführlichen Hintergrundberichten.

Live überträgt domradio außerdem zwei Gottesdienste: am Freitag (11. Mai, Messfeier in Sao Paulo mit Seligsprechung von Frei Galvao) zwischen 14 Uhr und 16 Uhr sowie am Sonntag (13. Mai, Messfeier in Aparecida zur Eröffnung der V. Generalversammlung der Bischöfe aus Lateinamerika und der Karibik) zwischen 14.30 Uhr und 17 Uhr.

Ausführliche Informationen zum Programm der Papstreise können Sie hier nachlesen.

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