Forderung nach generellem Alkoholverbot für unter 18-Jährige - Liberale und evangelische Jugend dagegen

Rausch nur für Volljährige?

Bundespolitiker von Koalition und Opposition haben ein generelles Alkoholverbot für unter 18-Jährige gefordert. Die Drogenbeauftragte der Union, Maria Eichhorn (CSU), begrüßte entsprechende Pläne der EU: "Grundsätzlich sollte jede Möglichkeit genutzt werden, die hilft, Jugendliche vor einer Alkoholabhängigkeit zu bewahren." Wichtig sei zudem, dass das geltende Jugendschutzgesetz eingehalten wird, das ein Verkaufsverbot von hochprozentigen Alkohol an Minderjährige vorsieht. "Das Verbot muss voll ausgeschöpft werden. Daher müssen die Kontrollen konsequent durchgeführt werden."

 (DR)

Eichhorn forderte auch eine bessere Aufklärung. "Flächendeckend an allen Schulen sollten die Schüler über die schlimmen Folgen des Konsums von legalen und illegalen Drogen informiert werden", sagte sie.

Unterstützung kam auch von den Grünen. "Das Komasaufen ist eine beunruhigende Entwicklung", sagte der drogenpolitischer Sprecher, Harald Terpe, der Zeitung. "Wenn man den Jugendschutz ernst nimmt, muss man die Abgabe von Alkohol an unter 18-Jährige unterbinden." Verbote allein reichten aber nicht aus. Auch die Aufklärung müsse ausgebaut werden, betonte Terpe.

Liberale sind gegen ein Verbot
Die FDP hat Forderungen, für unter 18-Jährige ein generelles Alkoholverbot einzuführen, abgelehnt. "Ich habe den Eindruck, Politiker beruhigen ihr Gewissen mit spontanen Aktionen", sagte der drogenpolitische Sprecher, Detlev Pfarr, der Zeitung. "Über Repression ist wenig zu erreichen", argumentierte Pfarr. Die jungen Leute müssten lernen, verantwortungsbewusst mit Alkohol umzugehen. Daher sei mehr Aufklärung an den Schulen nötig. Zugleich appellierte Pfarr an Wirte, auf so genannte Flatrate-Partys zu verzichten, bei denen man für einen Pauschalbetrag so viel trinken kann, wie man mag

Evangelische Landesjugendvertretung gegen Verbot
Die evangelische Landesjugendvertretung (LJV) für Westfalen hat sich gegen eine weitere Verschärfung des Alkoholverbots für Jugendliche ausgesprochen. "Politiker haben kein Recht, uns unser Leben vorzuschreiben", sagte die LJV-Vorsitzende Caroline Peters am Dienstag in Münster.

Die Jugendvertretung setze sich stattdessen für ein Selbstbestimmungsrecht von Kindern und Jugendlichen ein. Dies verlange, dass jede Bevormundung eine überzeugende Begründung habe. "Wer von einem Alkoholverbot spricht, soll zunächst mal klar sagen, welche Kompetenzen er Jugendlichen abspricht", erklärte Peters.

Der wissenschaftliche Beirat der Landesjugendvertretung macht an der Forderung nach einem Alkoholverbot für Jugendliche grundsätzliche Demokratie-Defizite fest. "Es ist nur folgerichtig, dass sich Jugendliche von der Politik abwenden, Wahlen verweigern und Politikberichterstattung ignorieren, wenn immer nur über sie und nie mit ihnen geredet wird", betonte Sprecher Timo Rieg.

Der Beirat will in den nächsten Tagen eine offene Argumentationsliste vorlegen und damit zur Diskussion innerhalb der Evangelischen Jugend anregen. Die LJV ist der Zusammenschluss ehrenamtlicher Jugendmitarbeiter aus den Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche von Westfalen.