Militärbischof unterstützt muslimische Soldaten-Seelsorge

Herausforderung annehmen

In der Bundeswehr gibt es etwa 1.500 bekennende Soldaten muslimischen Glaubens. Für eine Seelsorge dieser Gruppe setzt sich der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck ein – wenn denn die Voraussetzungen stimmen.

Bundeswehrsoldaten / © Patrick Pleul (dpa)
Bundeswehrsoldaten / © Patrick Pleul ( dpa )

Nach Meinung Overbecks sollte sichergestellt werden, dass eine entsprechende Seelsorge auch für diese Gläubigen möglich werde, sagte er im Interview dem Bonner "General Anzeiger". "Ungeachtet dessen möchte ich natürlich auch Menschen anderen Glaubens helfen, dass sie ihren Glauben leben können, ohne dass ich mich ihnen hierbei aufzwängen will", erklärte der Essener Bischof. Beispielsweise trage er mit dafür Sorge, dass diese Menschen mit einem Vertreter ihrer Religionsgemeinschaft in Kontakt treten könnten.

Deutschen Standards entsprechen

Laut Overbeck muss es aber klar sein, dass diese entsprechenden Religionsvertreter auch den deutschen Standards entsprechen - "mit Blick auf Grundgesetztreue, Friedensverbundenheit oder Gleichberechtigung der Geschlechter".

Das sicherzustellen, sei Aufgabe des Staates. "Die Umsetzung wird vermutlich einige Herausforderungen mit sich bringen; ähnlich wie bei der Organisation des muslimischen Religionsunterrichts", so der Militärbischof. Die Kirchen hätten auch lange vor Gründung der Bundesrepublik eine Lerngeschichte hinter sich gebracht. "Diese steht manch anderen Glaubensgemeinschaften noch bevor", sagte Overbeck.

Erneuerungsbedarf bei Bundeswehrausrüstung

Des Weiteren sieht Overbeck sieht Erneuerungsbedarf bei der Bundeswehrausrüstung. In seinem Amt könne er nur sagen: "Wenn ihr Soldaten in einen Einsatz schickt, müssen diese ihn professionell durchführen können. Und dafür braucht es entsprechende Ausrüstung", erklärte der Essener Bischof. Er räumte jedoch zugleich ein, dass die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auch dafür eintrete. "Aber das ist das politische Geschäft, nicht das des Militärbischofs."

Bischof Overbeck mit Militärseelsorgern / © KS / Doreen Bierdel
Bischof Overbeck mit Militärseelsorgern / © KS / Doreen Bierdel

Overbeck erklärte zudem, dass die Menschen in Deutschland das Thema Militär differenziert betrachteten. "Sie nehmen die Notwendigkeit vieler Einsätze wahr, weil sie einsehen, dass die Gefahren einer globalisierten Welt auch das Weltgemeinwohl gefährden können. Dazu gehören auch Sicherheit und leider die mitunter nicht ausbleibende Anwendung von Gewalt", so der Bischof. Dennoch gebe es auch "die skeptischen Bürger, die nach dem Grauen des Nationalsozialismus froh waren, mit militärischer Gewalt nichts mehr zu tun zu haben".

Stütze bei Gewissensentscheidungen

Zu seinem Amt als Militärbischof erklärte Overbeck, seine Aufgabe sei es, Menschen in ihren Gewissensentscheidungen Stütze zu sein. Auch auf diese Weise trage er zum Frieden bei. "Jedoch gibt es immer wieder diese abstrusen Vorstellungen von anno dazumal, dass ich dazu da wäre, Waffen zu segnen. Gott bewahre, das ist natürlich Unfug", stellte der Essener Bischof klar.

Er unterstrich die klaren ethischen Standards der deutschen Parlamentsarmee. "In gewissen anderen Ländern dieser Erde würde ich nicht Militärbischof sein wollen."

Militärseelsorge

Nach dem Soldatengesetz hat jeder Soldat und jede Soldatin Anspruch auf Seelsorge und ungestörte Religionsausübung.

Bislang leisten in der Bundeswehr die evangelische und die katholische Kirche sowie die jüdische Gemeinschaft eine vertraglich vereinbarte Militärseelsorge für die Soldaten und deren Angehörige.

Soldaten der Bundeswehr / © Daniel Reinhardt (dpa)
Soldaten der Bundeswehr / © Daniel Reinhardt ( dpa )
Quelle:
KNA