Katholischer Militärbischof Overbeck zu Traditionen in der Bundeswehr

"Bejahung der Offenheit"

Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck hat sich in die Debatte um das Traditionsverständnis der Bundeswehr eingeschaltet. Jeder Form der Ideologie erteilte er eine Absage.

Bischof Overbeck mit Militärseelsorgern / © KS / Doreen Bierdel
Bischof Overbeck mit Militärseelsorgern / © KS / Doreen Bierdel

Die Streitkräfte müssten sich damit auseinandersetzen, was "das eigene Selbstverständnis prägen soll und was nicht", forderte er am Mittwoch in Berlin: "Für die Soldatinnen und Soldaten gelten hier die unabdingbaren Grundwerte, die Menschenrechte und die Menschenwürde, wie auch ihre Aufgabe, Diener der Sicherheit und Freiheit der Völker zu sein".

Der Essener Bischof äußerte sich bei einer Konferenz des Katholikenrats und der Gemeinschaft Katholischer Soldaten in der Bundeswehr. Die Traditionsdebatte erhielt in den vergangenen Monaten durch rechtsextremistische Vorfälle neuen Auftrieb.

Bildung des Gewissens erforderlich

Overbeck forderte eine "klare Absage an jede Form von Ideologie und zugleich die Bejahung der Offenheit gegenüber gesellschaftlichen Entwicklungen". Die Geschichte gebe dazu zwar nicht Anweisungen für künftiges Verhalten, "gleichwohl aber Maßstäbe und Orientierungen, Verhaltensweisen und Tugenden". Wörtlich fügte der Militärbischof hinzu: "Hier sind Wegmarken gesetzt, die eine Erinnerungskultur fördern können, die für die Zukunft wegweisend sein kann und den Traditionsbegriff zu erneuern hilft."

Der Ruhrbischof betonte, für Haltung und Verhalten der Soldaten seien die Bildung des Gewissens, die Fähigkeit zum Vertrauen und ein klarer Traditionsbegriff erforderlich. Die Militärseelsorge könne dazu "einen klärenden Beitrag leisten". Dabei gehe es um den Kern dessen, was auch in der Kultur der "Inneren Führung" der Bundeswehr zum Ausdruck komme. Zur Aufgabe der katholischen und evangelischen Militärseelsorger gehört unter anderem "Lebenskundlicher Unterricht" für die Soldaten.

Neuer Vorsitzender des Katholikenrats beim Katholischen Militärbischof

Unterdessen ist Gereon Gräf (52), Oberstleutnant in der Bundeswehr, neuer Vorsitzender des Katholikenrats beim Katholischen Militärbischof geworden. Bei einer Vollversammlung des Laiengremiums erhielt er am Mittwoch in Berlin 30 von 53 abgegebenen Stimmen, wie das Katholische Militärbischofsamt mitteilte. Gräf folgt auf Oberstleutnant Thomas Aßmuth (58), der das Ehrenamt sieben Jahre innehatte. Militärbischof Franz-Josef Overbeck zeichnete ihn für sein Engagement in der Militärseelsorge mit dem päpstlichen Silvesterorden aus.

Gräf ist Nachschub-Stabsoffizier und Gefahrgutbeauftragter sowie stellvertretender Abteilungsleiter der Panzerbrigade 12 in Amberg. Er stammt aus Weiden in der Oberpfalz, ist verheiratet und hat zwei Kinder. In der Katholischen Militärseelsorge engagierte er sich bereits als Leiter des Sachausschuss "Dienstalltag und Christsein/Mission" des Katholikenrats. Seine Frau Ulrike engagiert sich im Sachausschuss "Ehe-Familie-Partnerschaft".


Quelle:
epd , KNA