Debatte um rechtsextreme Umtriebe in der Bundeswehr

"In die rechte Ecke gestellt"

Wie belastend ist der Terrorverdacht gegen mehrere Bundeswehrsoldaten für die Truppe? Was bedeutet die aktuelle Debatte über Rechtsextremismus für die Soldatinnen und Soldaten. Ein domradio.de-Interview mit Militärdekan Artur Wagner. 

Bundeswehrsoldaten beim Appell / © Patrick Seeger (dpa)
Bundeswehrsoldaten beim Appell / © Patrick Seeger ( dpa )

domradio.de: Wie belastend sind denn die aktuelle Diskussion und die Terrorermittlungen für die Soldatinnen und Soldaten?

Artur Wagner (Militärdekan): Ich sehe das schon als sehr belastend an. Weil natürlich die positiven Meldungen über die Bundeswehr meist ausbleiben. Wenn sie in die Schlagzeilen kommt, dann eher mit solchen Meldungen, die die Leute eher belasten.

domradio.de: Wie treten die Soldaten dann an Sie heran, als Militärdekan in der seelsorgerischen Abteilung?

Wagner: Meistens passiert das in Zwischengesprächen - vor allem auch bei meinen Mitbrüdern, die ja direkt vor Ort in den jeweiligen Kasernen sind. Über das Thema Rechtsradikale und Bundeswehr wird auch jetzt innerhalb der Truppe viel gesprochen. Denn, wenn von außen über die Presse herangetragen wird, wie es zugehen soll in der Bundeswehr, belastet es zum einen die Leute. Sie möchten also von sich aus schon drüber sprechen. Zum anderen greifen wir das natürlich auch in den lebenskundlichen Unterrichten und Seminaren auf. Denn ich denke, das ist eine wichtige Aufgabe, die wir als Militärseelsorger auch haben. 

domradio.de: Was können Sie noch tun als Militärseelsorger?

Wagner: Zunächst mal die Nöte der Menschen anhören. Manche sind betroffen, wenn sie etwa in der Stadt angesprochen oder angepöbelt werden oder auch in eine rechte Ecke gestellt werden, was natürlich überhaupt nicht der Fall sein dürfte.

domradio.de: Heute beginnt ja auch die Soldatenwallfahrt nach Lourdes. Wird die Diskussion dort thematisiert?

Wagner: Ich gehe davon aus, dass es in den Zwischengesprächen, in den Pausen oder auch untereinander zum Thema gemacht wird, weil es doch die Soldaten sehr beschäftigt. Zum anderen glaube ich auch, dass die Ansprachen und Predigten das ein oder andere aufgreifen werden.

domradio.de: Was sollte denn jetzt noch geschehen, damit einerseits jetzt gut aufgeklärt wird aber andererseits auch Schaden von den Soldatinnen und Soldaten abgewendet werden kann?

Wagner: Ich denke, dass es helfen würde, wenn man vielleicht das Leben mal von der gelingenden Seite betrachten würde. Wir haben ja in Deutschland immer den Hang, die Dinge von der negativen Seite zu betrachten. Ich denke, es gibt auch sehr gute Ansätze innerhalb der Bundeswehr, wo man sagen kann: Da bemüht man sich wirklich. Da wird was getan und da ändert sich auch was - innerhalb der Leitkultur, innerhalb der Fortbildungen, die man anbietet und von den Ansichten, die dort vertreten werden.

Das Interview führte Silvia Ochlast. 


Quelle:
DR