Tagung katholischer Soldaten mit breitem Themenspektrum

Glauben in der Bundeswehr

Katholischen Glaubens sein und in der Bundeswehr dienen? Das passt zusammen. In Bensberg bei Köln tagt diese Woche der "Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof", um mit christlicher Brille über die Konflikte in der Welt zu diskutieren.

Bundeswehrsoldaten / © Patrick Pleul (dpa)
Bundeswehrsoldaten / © Patrick Pleul ( dpa )

domradio.de: "Katholikenrat des Katholischen Militärbischofs", was muss man sich darunter vorstellen?

Oberstleutnant Thomas Aßmuth (Vorsitzender des Katholikenrats beim Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr): Das kann man analog zu einem Diözesanrat sehen. Wir sind genau so organisiert wie alle anderen Diözesen auch. Es gibt Pfarrgemeinderäte, es gibt eine Dekanatsebene und der Katholikenrat ist praktisch auf Bundesebene die Vertretung der katholischen Soldaten - auf ganz Deutschland verteilt.

domradio.de: Christ und Soldat, das ist für viele Menschen beim ersten Hören sicher schwer vereinbar. Warum passen Christ-Sein und Soldat-Sein trotzdem zusammen?

Aßmuth: Das überrascht mich, es so zu hören. Dann und wann hat man mal einen solchen Ansatz mitbekommen. Aber es gibt ja genügend historische Gestalten, wie den Heiligen Sankt Martin, den Bischof von Tours, der ja römischer Soldat war. Oder wenn man auch an den Gottesdienst denkt, in dem es heißt: "Herr, du gehst unter mein Dach, sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund" und wie sich Jesus gerade den Soldaten zugewandt hat, ist es ja nicht ungewöhnlich, dass gerade diese Berufsgruppe, die mit Tod, Verwundung und den Grenzbereichen des Lebens zu tun hat, sich intensiv mit christlichen Fragen und christlicher Ethik beschäftigt.

domradio.de: Jetzt sitzen Sie diese Woche mit katholischen Soldaten in Bensberg zusammen. Von wie vielen Menschen sprechen wir da eigentlich?

Aßmuth: Wir reden von etwa 70 Delegierten aus allen Teilen der Republik.

domradio.de: Sie schauen sich dabei auch die Konflikte der Welt durch die christliche Brille an. Was sind da Ihre Themen?

Aßmuth: Vor allen Dingen geht es uns um die Themen Migration, Vertreibung, Konfliktursachen und um die Frage, was man tun kann, um es den Menschen zu ermöglichen, dort zu leben, wo sie eigentlich leben möchten. Das betrachten wir aus der Perspektive, was wir als christliche Soldaten dazu beitragen können. Das sind ja Dinge, die uns jeden Tag auch im Dienst begegnen. Es sind viele Soldaten auch in der Flüchtlingshilfe eingesetzt. Das kann zum Beispiel ein Einsatz im Mittelmeer sein. Unterstützung gibt es auch in den Landesämtern bei der Registrierung von Flüchtlingen oder bei den zahlreichen Auslandseinsätzen. Derzeit haben wir weltweit 15 Auslandseinsätze, beispielsweise in Mali oder Afghanistan. Wir sind schon hautnah auch mit dieser Problematik beschäftigt. Da brennt es unter den Nägeln, was man tun kann, damit es den Menschen in ihrer Heimat besser geht und sie dort auch bleiben können.

domradio.de: Die Flüchtlingsproblematik ist eines Ihrer Themen. Gestern haben Sie sich auch mit dem Thema Ehrenamt intensiv auseinandergesetzt. Was stand da auf der Tagesordnung?

Aßmuth: Wir wissen, dass sich 31 Millionen Menschen in der Republik ehrenamtlich betätigen. Aber es gibt inzwischen eine Verschiebung. Immer weniger junge Menschen haben Zeit für das Ehrenamt. Es sind durch die demografische Entwicklung eher ältere Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Uns ging es darum, herauszuarbeiten, welche Möglichkeiten wir haben, um jungen Menschen das Ehrenamt schmackhaft zu machen. Was müssen wir tun, wo müssen wir anknüpfen, damit wir weiter eine solide Basis haben, aus der heraus wir christlich tätig sein können?

domradio.de: Das bezieht sich auch auf das Soldatenumfeld?

Aßmuth: Es ist oft so, dass Soldaten in diesem Zusammenhang "Mehrfach-Täter" sind. Wir sind von der Berufsgruppe her im Ehrenamt recht aktiv. Viele von uns sind auch in ihren Heimatgemeinden tätig: ob das Flüchtlingsinitiativen sind oder die Mitarbeit in Pfarrgemeinderäten oder Dekanatsräten. Aber wir wollen das auch in der Bundeswehr implementiert wissen, denn für uns ist es wichtig, die christlichen Werte in die Streitkräfte zu tragen.

domradio.de: Bedeutet das auch, dass Sie sich mit Soldatengottesdiensten beschäftigen?

Aßmuth: Natürlich auch. Friedensgottesdienste haben ja eine lange Tradition, gerade auch in Köln. Kardinal Meisner hat ja jedes Jahr zum Weltfriedenstag dazu eingeladen. Das machen auch viele andere Bistümer so. Das ist auch gut so.

domradio.de: Bei Ihrer Tagung in Bensberg beginnen Sie bestimmt auch jeden Tag mit einem Gottesdienst, oder?

Aßmuth: Mit einem Morgenlob starten wir. Aber wir werden heute Abend mit einem Bischofsgottesdienst zumindest einen Teil der Tagung beenden und Halbzeit begehen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR