Katholischer Seelsorger zum Einsatz auf der "Gorch Fock"

"Vertrauensverhältnis herstellen"

Gut zwei Jahre nach dem Skandal um die "Gorch Fock" werden nun erstmals Militärseelsorger in die neukonzipierte Kadettenausbildung eingebunden. Der katholische Flensburger Militärdekan Michael Gmelch freut sich auf die neue Aufgabe.

 (DR)

KNA: Herr Militärdekan, Sie sind der erste Seelsorger, der nach dem neuen Ausbildungskonzept bei der Gorch Fock an Bord geht. Was haben Sie sich vorgenommen?

Gmelch: Es ist für mich eine Premiere. Ich kenne das Schiff bereits, aber nur von einem Besuch her. Zunächst will ich ein Vertrauensverhältnis zum Kommandanten, Kapitän zur See Helge Risch, und zur Stammbesatzung herstellen. Zudem habe ich mich bereits bei allen rund 250 Offiziersanwärtern und -anwärterinnen vorgestellt, die für zwei Törns auf die Gorch Fock gehen.

KNA: Wie sind Sie auf dem Schiff untergebracht?

Gmelch: Für die Militärseelsorger gibt es vorerst leider keine eigene Koje, weil dies beim Bau vor 54 Jahren nicht vorgesehen wurde. Vielleicht ändert sich daran etwas, wenn meine Kollegen und ich zeigen, was wir der Stammbesatzung und den Kadetten bringen können. Ich bin erst mal in einem Hotel an Land einquartiert und komme für die Zeit der Segelvorausbildung an Bord, wenn das Schiff noch im Hafen von Las Palmas liegt.

KNA: Wie sieht ihre Arbeit an Bord aus?

Gmelch: Dort erteile ich den Kadetten den vorgeschriebenen Lebenskundlichen Unterricht und feiere Gottesdienste mit ihnen. Zudem stehe ich für seelsorgliche Gespräche zur Verfügung. Wenn das Schiff dann nach drei Wochen die Anker lichtet, gebe ich der Besatzung den Reisesegen und kehre nach Deutschland zurück. Es ist aber geplant, dass ich in einigen Monaten auch eine Zeit lang mit in See steche.

KNA: Was unterscheidet die Seelsorge auf einem Segelschulschiff von dem in anderen militärischen Bereichen?

Gmelch: Es ist kein üblicher Auslandseinsatz, wie ihn meine Kollegen etwa auf Kriegsschiffen vor der ostafrikanischen Küste im Rahmen der Atalanta-Mission leisten, also bei der kämpfenden Truppe. Ich habe es mit angehenden Offizieren zu tun, die im Rahmen ihrer Ausbildung das Segelhandwerk erlernen.

KNA: Das klingt ja fast nach Abenteuerurlaub...

Gmelch: Durchaus nicht. Viele haben erst vor kurzem das Abitur abgelegt. Nun leben sie an Bord unter kargen Bedingungen, auf engstem Raum, es herrscht ein lauter Ton. Sie werden richtig hart rangenommen, schon deswegen rechne ich mit Anfragen nach seelsorglichen Gesprächen.

KNA: Ist das neue Ausbildungskonzept mit Auflagen an Ihre Arbeit verbunden?

Gmelch: Ich habe keine besonderen Auflagen. Alle Pfarrer auf Marineeinheiten haben zuvor ein Praktikum zur See etwa auf einem Tender absolviert. Wir wissen, wie es an Bord zugeht, welche Sprache dort herrscht, wo es unausgesprochene Regeln gibt.

KNA: Haben Sie als gebürtiger Franke auch privat eine Nähe zur Seefahrt?

Gmelch: Mich hat das Meer schon immer gereizt. Jetzt lebe und arbeite ich in Flensburg und kann es täglich sehen. Schon dadurch ist es mir sehr vertraut geworden.

Das Interview führte Gregor Krumpholz.