Schwesig: Noch in diesem Jahr härtere Strafen bei Missbrauch

Mit vereinten Kräften gegen sexuellen Missbrauch

Eine Strafverschärfung für Missbrauchstäter soll nach Worten der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern noch in diesem Jahr kommen. Dafür brauche es gemeinsame Anstreungungen von Bund, Ländern und Kommunen,.

Gewalt gegen Kinder / © Nicolas Armer (dpa)
Gewalt gegen Kinder / © Nicolas Armer ( dpa )

MinisterpräsidentinManuela Schwesig äußerte sich gegenüber der "Bild"-Zeitung (Online-Ausgabe Samstag). Am Freitag hatte Schwesig im Bundesrat eine entsprechende Gesetzesinitiative vorgelegt. Zudem liegt dem Gremium ein Vorstoß aus Nordrhein-Westfalen vor.

"Straftaten, die sexuellen Missbrauch von Kindern betreffen, müssen immer als Verbrechen geahndet werden", sagte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) der Zeitung. So dürfe es grundsätzlich keine Bewährungsstrafe geben, wenn jemand sich an der Vergewaltigung von Kindern beteilige.

Pakt gegen sexuelle Gewalt

Weitere Schritte forderte auch Unionsfraktionsvize Thorsten Frei (CDU): "Es muss zum Beispiel möglich sein, im Internet verdeckt Daten zu beschlagnahmen, um die Kriminellen nicht vorzeitig zu warnen." Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, forderte ebenfalls einen "Pakt gegen sexuelle Gewalt", eine Art gesellschaftliche Bewegung für den Kinderschutz. Im Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" kündigte Rörig dazu eine neue

Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagne an.

Vorbild Aids-Kampagne

Nach den Worten des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs geht es darum, "Tabus zu brechen und ein Bewusstsein zu schaffen für die Gefahren und Risiken, denen Kinder und Jugendliche durch sexuelle Gewalt ausgesetzt sind". Alle in der Bevölkerung müssten wissen, was sexuelle Gewalt ist, wo sie anfängt.

Richtungsweisend sei aus seiner Sicht die Aids-Kampagne der 80er-Jahre, "die es geschafft hat, ein Tabu-Thema breit zu vermitteln und die öffentliche Wahrnehmung regelrecht zu drehen". Er wolle ein Bewusstsein dafür schaffen, "dass sexueller Missbrauch keine Ausnahmeerscheinung ist, sondern eine alltägliche Gefahr", so Rörig weiter. "Wir wollen erreichen, dass niemand mehr denkt: Irgendein anderer kümmert sich schon. Wir wissen nämlich: Meistens kümmert sich keiner. In der Schule, in der Kita, in den Kirchen, im Sportverein und in den Familien - überall müssen wir genau hinsehen."

Die Crux der zufälligen Berührungen

Nach einem Beispiel gefragt, verwies Rörig unter anderem auf den Sport. Er betonte, Hilfestellungen müssten natürlich immer sein: "Aber wenn dem Trainer die Hand auf die Brust eines Mädchens rutscht, dann kann man in einem Verein einen Kodex haben, der sagt: Der Mann muss sich entschuldigen - und es darf kein zweites Mal passieren."

Die Kampagne soll laut Rörig außerdem aufzeigen, "wo man sich Hilfe holen kann, ohne sich der Gefahr auszusetzen, wegen übler Nachrede oder falscher Verdächtigung selber in eine schwierige Situation zu kommen". Das sei zum Beispiel durch eine Beratung beim Hilfetelefon des Beauftragten oder bei einer Fachberatungsstelle möglich.


Ministerpräsidentin Manuela Schwesig / © Jens Büttner (dpa)
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig / © Jens Büttner ( dpa )

Johannes-Wilhelm Rörig / © Matthias Jung (KNA)
Johannes-Wilhelm Rörig / © Matthias Jung ( KNA )
Quelle:
KNA