US-Diözese meldet wegen Missbrauchs-Klagen Insolvenz an

"Ein verantwortungsvoller Weg"

​Als erste Diözese des US-Bundesstaates Pennsylvania meldet das Bistum Harrisburg Konkurs an. Grund dafür ist ein Urteil des Berufungsgerichts, das Opfern die Möglichkeit gibt, Diözesen des Bundesstaats wegen sexuellen Missbrauch zu verklagen.

Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © Annnna_11 (shutterstock)
Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © Annnna_11 ( shutterstock )

Der Schritt sei ein verantwortungsvoller Weg, damit die Diözese geistlich und wohltätig alles weiterhin tun könne, was sie bisher tue, so der Anwalt der Diözese, Matthew Haverstick.

Mehrere neue Klagen zur Konsequenz

Hintergrund des Konkursverfahrens ist ein kürzlich ergangenes Urteil eines Berufungsgerichts, das es Opfern ermöglicht, die Diözesen des Bundesstaates wegen sexuellen Missbrauchs durch Priester in der Vergangenheit zu verklagen. Das hatte die Gesetzgebung Pennsylvanias bis dahin nicht vorgesehen. Verjährungsfristen verhinderten bis vor kurzem Opfern das Recht auf Entschädigung.

Für die Diözese Harrisburg habe das Urteil des Berufungsgerichts mehrere neue Klagen zur Konsequenz gehabt, erklärte Haverstick. Jede einzelne Klage hätte "katastrophale Folgen" für die Diözese nach sich gezogen.

US-Pfadfinder melden Konkurs an

Andere Bundesstaaten haben die Gesetze geändert und Zeitfenster für Missbrauchsklagen geöffnet, darunter New York und New Jersey. In dieser Woche hatten die US-Pfadfinder ("Boy Scouts of America") Gläubigerschutz angemeldet. Sie sehen sich aufgrund der erweiterten Zeitfenster mit tausenden Klagen konfrontiert.

Pennsylvania löste 2018 landesweite Schlagzeilen aus, als ein Grand-Jury-Bericht zu dem Ergebnis kam, dass in den sechs Diözesen des Bundesstaates mehr als 300 Priester über 1.000 Kinder in den zurückliegenden Jahrzehnten sexuell missbraucht hatten. Staatsanwälte in fast allen Bundesstaaten hatten daraufhin nach belastenden Dokumenten in zahlreichen Diözesen gesucht.

Entschädigungen werden geringer ausfallen

Das Konkursverfahren hat zur Folge, dass alle anhängigen Opferklagen eingefroren werden und die Entschädigungen aus der Konkursmasse bedient werden, die dann geringer ausfallen.

Die Diözese Harrisburg hat nach eigenen Angaben vom August vergangenen Jahres bereits zwölf Millionen US-Dollar an Entschädigungen an mehr als 100 Missbrauchsopfer gezahlt.

Seit 2004 haben 20 US-Diözesen Insolvenzschutz laut "BishopAccountability" beantragt. Die Organisation dokumentiert Missbrauchsfälle der katholischen US-Kirche. Vor Harrisburg ging im September 2018 die Diözese Rochester im US-Bundesstaat New York in Konkurs.


Quelle:
KNA
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