Ministerin fordert besseren Schutz von Kindern vor Missbrauch

"Wir dürfen und werden das nicht hinnehmen"

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey sieht noch erheblichen Handlungsbedarf beim Schutz von Kindern und Jugendlichen - auch zehn Jahre nach der Aufdeckung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche.

Symbolbild Missbrauch / © 271 EAK MOTO (shutterstock)

"Ob in Schulen, Kitas, Kirchgemeinden oder Sportvereinen - wir müssen überall den bestmöglichen Schutz von Kindern ermöglichen und unsere Anstrengungen weiter intensivieren", sagte die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montag).

Ein bis zwei betroffene Kinder pro Schulklasse

Die Zahlen von Missbrauchsfällen seien nach wie vor erschreckend hoch. Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO gehen demnach davon aus, dass eine Million Kinder in Deutschland Missbrauch erlebt haben oder erleben. Das seien pro Schulklasse ein bis zwei betroffene Kinder, betonte Giffey. "Wir dürfen und werden das nicht hinnehmen", mahnte sie. 

Jeder sei gefordert. "Wir sehen bei Missbrauchsfällen im Nachhinein oft, dass immer noch viel zu häufig unklar ist, wie man in einer solchen Situation helfen kann oder dass sogar weggeschaut wird, wenn ein Verdacht im Raum steht", beklagte Giffey.

Lob für Aufklärung am Berliner Canisius-Kolleg

Die Ministerin würdigte Anstrengungen, die seit der Aufdeckung der Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg vor zehn Jahren ergriffen wurden, um Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt zu schützen und Betroffene besser zu unterstützen. "Wir haben das Amt des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs geschaffen. Zusammen mit dem Betroffenenrat haben wir so inzwischen starke Strukturen, die sich dauerhaft und mit großem Engagement für diese wichtige Aufgabe einsetzen", sagte Giffey. 

Zudem gebe es seit Dezember den "Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen". "Hier arbeiten wir gemeinsam mit verschiedenen Bundesressorts, mit Ländern, Kommunen und engagierten Menschen an konkreten Maßnahmen für einen noch besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt und für die Unterstützung von Betroffenen", erläuterte Giffey.

Am 28. Januar 2010 wurde bekannt, dass am Jesuitengymnasium Canisius-Kolleg in Berlin in den 1970er und 1980er Jahren Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht wurden. Dies löste eine bundesweite Debatte über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche aus.


Chemnitz: Franziska Giffey (SPD) steht am Tatort  / © Sebastian Kahnert (dpa)
Chemnitz: Franziska Giffey (SPD) steht am Tatort / © Sebastian Kahnert ( dpa )
Quelle:
KNA