Die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse zu den Personalakten des Erzbistums Köln in Bezug auf Missbrauchsverdacht ist für Frühjahr 2020 geplant. Eine "sorgfältige Aufarbeitung der in Rede stehenden Sachverhalte" nehme mehr Zeit in Anspruch als bisher angenommen, teilte das Erzbistum im Sommer mit. Das Erzbistum hatte Ende 2018 laut Angaben seine Akten aller bekannten Fälle von sexualisierter Gewalt für eine unabhängige Untersuchung zur Verfügung gestellt.
Damit beauftragt ist die Münchner Kanzlei "Westphal Spilker Wastl". Diese ist seit 2010 intensiv mit der Thematik des sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche befasst. Neben der Aufarbeitung von Fällen hat die Untersuchung auch das Ziel, die Rolle damaliger und heutiger Verantwortlicher wie etwa von Personalchefs, Generalvikaren und Bischöfen zu klären.
Unterstützt wird die Arbeit der Kanzlei durch den Innsbrucker Kirchenrechtler Wilhelm Rees und dem Jesuitenpater Hans Zollner, der das Zentrum für Kinderschutz (CCP) an der päpstlichen Gregoriana-Universität in Rom leitet.
Im Vorfeld der Untersuchung war eine Missbrauchsstudie der deutschen Bischöfe veröffentlicht worden. Ein beauftragtes Forscherteam hatte in den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 Hinweise auf bundesweit 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. Für das Erzbistum Köln verzeichnete die Untersuchung 135 Betroffene und 87 Beschuldigte. (12.11.2019, DOMRADIO.DE)
Ansprechpartner in den betroffenen Bistümern
Erzbistum Köln
Dr. rer. med. Emil Naumann, Tel: 01520 1642 394
Frau Hildegard Arz, Tel: 01520 1642 234
Bistum Münster
Bernadette Böcker-Kock: 0151 6340 4738
Bardo Schaffner: 0151 4381 6695
Bistum Essen
Angelika von Schenk-Wilms: 0151 5715 0084
Karl Sarholz: 0171 3165 928
12.11.2019
Ein Priester des Erzbistums Köln, der bereits wegen "fortgesetzter Unzucht mit Kindern und Abhängigen" zu einer Haftstrafe verurteilt worden war, wirkte dennoch über Jahrzehnte weiter als Priester in mehreren Bistümern. Das haben die betroffenen Bistümer am Dienstag eingeräumt.
Ein Priester des Erzbistums Köln, der bereits 1972 wegen "fortgesetzter Unzucht mit Kindern und Abhängigen" zu einer Haftstrafe verurteilt und 1988 wegen sexueller Handlungen an Minderjährigen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war, wirkte dennoch über Jahrzehnte weiter als Priester in mehreren Bistümern. Das ergaben Nachforschungen im Erzbistum Köln und den Bistümern Münster und Essen, die am Dienstag veröffentlicht wurden. Der heute 85-jährige Priester ist seit 2002 im Ruhestand und inzwischen nicht mehr in der Seelsorge tätig.
Peter Frings, der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, sei im Mai 2019 durch ein Schreiben auf den Fall aufmerksam gemacht worden, so die Pressemitteilung. Das Erzbistum Köln habe daraufhin der Rechtsanwaltskanzlei in München, die seit Anfang 2019 alle Fälle von sexuellen Missbrauch des Erzbistums untersucht, auch das Aktenmaterial der anderen Bistümer für diesen Fall zur Verfügung gestellt. Die Kanzlei solle nun prüfen, wer von den Verantwortlichen der betroffenen Bistümer worüber informiert war und wer welche Entscheidungen getroffen hat. Die genauen Ergebnisse der Untersuchung sollen im Frühjahr 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Interventionsbeauftragter erschüttert
Der Interventionsbeauftragte des Erzbistums Köln, Oliver Vogt, zeigte sich erschüttert darüber, dass ein Priester, der zweimal rechtskräftig verurteilt wurde, dennoch weiter in der Seelsorge bleiben konnte. "Dieser Fall wirft in besonders bedrückender Weise Fragen auf, die gründlich aufgearbeitet werden müssen: Wie konnte man einen Priester, der sich des Missbrauchs schuldig gemacht hat, dennoch weiter in der Seelsorge arbeiten lassen? Wie konnte man ihn erneut in einer Pfarrei einsetzen?"
Die Aufarbeitung des Falls, so betonte Vogt weiter, habe man deshalb bewusst in unabhängige Hände gegeben. "Die Öffentlichkeit und insbesondere die Betroffenen haben ein Recht zu erfahren, wer in den Bistümern die Entscheidungen über einen weiteren seelsorglichen Einsatz zu verantworten hatte. Die Verantwortlichen werden nach Abschluss der Untersuchungen namentlich genannt. Sie haben große Schuld auf sich geladen und den Täterschutz und das Ansehen der Institution über den Schutz der Betroffenen gestellt."
Der Priester war in den drei Bistümern an folgenden Orten und in folgenden Funktionen im Einsatz:
Kaplan in Hl. Kreuz, Köln-Weidenpesch (12.02.1960 - 01.01.1964)
Kaplan in St. Josef, Köln Porz (02.01.1964 - 12.02.1970)
Pfarrer in St. Peter, Essen-Kettwig (13.02.1970 - 01.03.1972)
Aushilfe in Bocholt/Lowick, St. Bernhard (1973)
Schulabteilung Generalvikariat Münster mit Aushilfe in Westerkappeln/St. Margareta (1974 – 1978)
Pfarrverwalter in Petrus-Canisius, Recklinghausen (1978 - 1985)
Aushilfsseelsorger St.Bonifatius Moers-Asberg (1986 - 1988)
Altenheimseelsorger CBWK Clarenbachwerk Köln gGmbH (01.09.1989 - 31.03.2002)
Ruhestandsgeistlicher in St. Josef, Bochum-Wattenscheid (Juni 2002 – Juli 2015)
Die Akten aus den drei Bistümern, so betonte der Interventionsbeauftragte des Erzbistums Köln weiter, seien teilweise sehr lückenhaft. "Da wir nicht ausschließen können, dass es in allen drei Diözesen weitere Betroffene gibt, bitten wir darum, dass diese sich bei einer der beauftragten, externen Ansprechpersonen in den Diözesen melden."
Die Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse zu den Personalakten des Erzbistums Köln in Bezug auf Missbrauchsverdacht ist für Frühjahr 2020 geplant. Eine "sorgfältige Aufarbeitung der in Rede stehenden Sachverhalte" nehme mehr Zeit in Anspruch als bisher angenommen, teilte das Erzbistum im Sommer mit. Das Erzbistum hatte Ende 2018 laut Angaben seine Akten aller bekannten Fälle von sexualisierter Gewalt für eine unabhängige Untersuchung zur Verfügung gestellt.
Damit beauftragt ist die Münchner Kanzlei "Westphal Spilker Wastl". Diese ist seit 2010 intensiv mit der Thematik des sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche befasst. Neben der Aufarbeitung von Fällen hat die Untersuchung auch das Ziel, die Rolle damaliger und heutiger Verantwortlicher wie etwa von Personalchefs, Generalvikaren und Bischöfen zu klären.
Unterstützt wird die Arbeit der Kanzlei durch den Innsbrucker Kirchenrechtler Wilhelm Rees und dem Jesuitenpater Hans Zollner, der das Zentrum für Kinderschutz (CCP) an der päpstlichen Gregoriana-Universität in Rom leitet.
Im Vorfeld der Untersuchung war eine Missbrauchsstudie der deutschen Bischöfe veröffentlicht worden. Ein beauftragtes Forscherteam hatte in den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 Hinweise auf bundesweit 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. Für das Erzbistum Köln verzeichnete die Untersuchung 135 Betroffene und 87 Beschuldigte. (12.11.2019, DOMRADIO.DE)
Ansprechpartner in den betroffenen Bistümern
Erzbistum Köln
Dr. rer. med. Emil Naumann, Tel: 01520 1642 394
Frau Hildegard Arz, Tel: 01520 1642 234
Bistum Münster
Bernadette Böcker-Kock: 0151 6340 4738
Bardo Schaffner: 0151 4381 6695
Bistum Essen
Angelika von Schenk-Wilms: 0151 5715 0084
Karl Sarholz: 0171 3165 928