Aus Sicht des Wiener Theologen Paul Zulehner ist die Hauptursache für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche eine sexuelle Unreife der Täter. Zu der Tatsache, dass in den Familien und in der umgebenden Kultur "zu viele Männer erotisch wie sexuell unreif aufwachsen", kämen verschärfend noch strukturelle Probleme im Kirchensystem hinzu.
Zulehner äußerte sich in dem ersten Teil einer Online-Studie zu Missbrauch. Die Gesamtstudie erscheint 2020. Darin stellt der frühere Professor für Pastoraltheologie auch bisherige Schuldzuschreibungen in Frage. Es könne sein, dass die kirchlichen restriktiven Sexualnormen zu unreifer und neurotisierter Sexualität führten; doch sei der Einfluss der Kirche gerade mit Blick auf die Sexualkultur inzwischen gesellschaftlich völlig bedeutungslos. (KNA / 18.10.19)
25.10.2019
Die Deutsche Bischofskonferenz folgt erneut der Anregung von Papst Franziskus und lädt zum Gebetstag für Opfer sexuellen Missbrauchs ein: "Als Kirche übernehmen wir Verantwortung für das Unrecht, das Menschen in der Kirche angetan wurde."
"Als Gläubige wollen wir mit dem Gebet unsere Solidarität und Nähe ausdrücken", erklärte am Freitag der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Verschiedene Materialien bieten dem Bischof zufolge eine Möglichkeit, in der Liturgie mit einem Gebet der Betroffenen zu gedenken oder einen Gottesdienst speziell unter das Thema Missbrauch zu stellen.
Sprachlosigkeit überwinden
"Oft gibt es keine Worte für das Leid, das Betroffene sexualisierter Gewalt erfahren haben. Aber im Gebet zu Gott eröffnet sich die Möglichkeit, Sprachlosigkeit zu überwinden." Der Gebetstag findet nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz seit 2015 in zeitlicher Nähe zum Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch am 18. November statt, der vom Europarat initiiert wurde. In diesem Jahr werde empfohlen, den Gebetstag in den Tagen um den 33. Sonntag im Jahreskreis (17. November) zu begehen.
Mit dem Gebetstag solle ein Zeichen der Solidarität mit Menschen zum Ausdruck gebracht werden, die Opfer sexuellen Missbrauchs geworden sind. "Er versteht sich auch als ein Beitrag zur Sensibilisierung für diese Thematik in Kirche und Gesellschaft", hieß es. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Bischofskonferenz Gebets- und Fürbittenvorschläge für die Gestaltung von Gottesdiensten bereitgestellt. In diesem Jahr würden zusätzliche Elemente für die Gestaltung von unterschiedlichen Gottesdienstformen bereitgestellt. Dazu gehören neben Fürbitten auch Impulse und Texte von Betroffenen.
Aus Sicht des Wiener Theologen Paul Zulehner ist die Hauptursache für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche eine sexuelle Unreife der Täter. Zu der Tatsache, dass in den Familien und in der umgebenden Kultur "zu viele Männer erotisch wie sexuell unreif aufwachsen", kämen verschärfend noch strukturelle Probleme im Kirchensystem hinzu.
Zulehner äußerte sich in dem ersten Teil einer Online-Studie zu Missbrauch. Die Gesamtstudie erscheint 2020. Darin stellt der frühere Professor für Pastoraltheologie auch bisherige Schuldzuschreibungen in Frage. Es könne sein, dass die kirchlichen restriktiven Sexualnormen zu unreifer und neurotisierter Sexualität führten; doch sei der Einfluss der Kirche gerade mit Blick auf die Sexualkultur inzwischen gesellschaftlich völlig bedeutungslos. (KNA / 18.10.19)