Hohe Entschädigung für Missbrauchsopfer in Australien

"Richtungsweisende" Einigung

Die Einigung der katholischen Kirche mit einem Missbrauchsopfer über eine mutmaßlich hohe Entschädigung setzt in Australien einen Präzedenzfall für weitere Klagen. Diese könne umgerechnet knapp 620.000 Euro betragen.

Schatten eines Kreuzes / © Harald Oppitz (KNA)
Schatten eines Kreuzes / © Harald Oppitz ( KNA )

Kläger im aktuellen Fall ist ein nur unter einem Kürzel bekannter Mann, der im Alter von neun Jahren von einem Priester des Bistums Ballarat vergewaltigt wurde. Die Opferanwältin Judy Courtin bestätigte ABC, dass es vor dem höchsten Gericht des Bundesstaates Victoria zu einer Einigung zwischen der Kirche und ihrem Mandanten gekommen sei. Über die genaue Höhe der Entschädigungssumme machte die Juristin keine Angaben; die Einigung sei aber "richtungsweisend"; sie mache den Weg frei für Klagen von mehr als 150 Missbrauchsopfern desselben Täters.

Die Klage gegen die Kirche sowie das Bistum Ballarat und dessen aktuellen Bischof war nach einer Gesetzesreform möglich geworden, der zufolge Institutionen wie die Kirche verklagt werden können, auch wenn sie juristisch gesehen nicht als eigenständige Körperschaft existieren, weil ihre Vermögen von Treuhandgesellschaften gehalten werden. Diese Reform war eine der Empfehlungen der staatlichen Missbrauchskommission Australiens.

Fall Pell

Der heute 85 Jahre alte Täter sitzt in einem Gefängnis in Victoria eine 29-jährige Haftstrafe wegen insgesamt 138 Missbrauchsfällen ab. 1993 sagte Melbournes damaliger Erzbischof, Kardinal George Pell, zugunsten seines Freundes und Amtsbruders aus. Obwohl er in den 1970er Jahren mit ihm in einer Priesterunterkunft zusammengewohnt habe, habe er nichts von dessen Veranlagung bemerkt, sagte Pell damals vor Gericht.

Pell wurde in diesem Jahr selbst wegen sexuellen Missbrauchs zu sechs Jahren Haft verurteilt. Mitte September legte er vor dem höchsten Gericht Australiens Berufung ein. Das Bistum Ballarat gilt als ein Epizentrum im Missbrauchsskandal Australiens.


Quelle:
KNA