Papst sendet Botschaft an neues Anti-Missbrauchszentrum in Chile

"Über die Herzen wachen!"

In Chile untersucht ein neues Forschungszentrum den "sozialen und institutionellen Kontext von Kindesmissbrauch" im Umfeld der Kirche. Papst Franziskus ruft die Bischöfe des Landes zur Mithilfe auf. 

Symbolbild Missbrauch: Teddybär in einer Kirchenbank / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch: Teddybär in einer Kirchenbank / © Harald Oppitz ( KNA )

Papst Franziskus ruft Politik und Kirche dazu auf, Kinder vor jeder Art von Missbrauch und Manipulation zu bewahren. "Denn das zerstört ihr Herz", mahnt der Papst in einer via Twitter verbreiteten Video-Botschaft an ein neu errichtetes Forschungszentrum gegen Missbrauch in Chile.

Das Zentrum "Cuida" an der Katholischen Universität der Hauptstadt Santiago will nach eigenen Angaben unter anderem den "sozialen und institutionellen Kontext von Kindesmissbrauch" untersuchen - mit dem Schwerpunkt kirchliches Umfeld. Geleitet wird es von der Psychologie-Professorin Pia Santelices, die seit zehn Jahren mit Missbrauchsopfern arbeitet.

219 Kirchenmitarbeiter unter Verdacht

Die chilenische Kirche wird seit Jahren von einem schweren Missbrauchsskandal erschüttert. Eine Schlüsselrolle spielt der inzwischen aus dem Klerikerstand entlassene Fernando Karadima (89). 2011 wurde er wegen sexueller Vergehen verurteilt. Aus seinem Kreis gingen mehrere Bischöfe hervor, von denen inzwischen mehrere zurückgetreten sind.

Medienberichten zufolge ermittelt Chiles Justiz derzeit in mehr als 150 Verdachtsfällen wegen Missbrauchs gegen 219 Kirchenmitarbeiter.

Bei den mutmaßlichen Opfern gehe es um 241 Personen, von denen 123 zum Tatzeitpunkt minderjährig gewesen sein sollen.

Franziskus appellierte nun an die Bischöfe, sie sollten "mithilfe all der wissenschaftlichen Mittel, die Ihnen zu Gebote stehen, wachen über die Herzen der Minderjährigen und der Kinder". Und weiter: "Über die Herzen wachen! Sorge tragen - das bedeutet 'Cuida'. Sorge tragen voller Zärtlichkeit", so das Kirchenoberhaupt in seiner Videobotschaft, die die Universität auf Twitter veröffentlichte.

Der Papst bedankte sich auch bei allen Institutionen, die am Forschungszentrum mitwirken. Neben der Katholischen Universität Santiago ist dies die "Stiftung für Vertrauen" (Fundacion para la Confianza), die von den Hauptanklägern Karadimas gegründet wurde.


Quelle:
KNA