Opfer "erleichtert" über Urteil gegen Kardinal Barbarin

"Die Zeiten haben sich geändert"

Die Opfer sexueller Übergriffe in der Diözese Lyon haben mit "Erleichterung" auf das Urteil gegen Kardinal Barbarin wegen Nichtanzeige sexueller Übergriffe reagiert. "Es zeigt, dass das, was wir seit vier Jahren anprangern, wirklich existierte."

Kardinal Philippe Barbarin, Erzbischof von Lyon, vor einer Kirche in Lourdes / © Stephane Ouzounoff (KNA)
Kardinal Philippe Barbarin, Erzbischof von Lyon, vor einer Kirche in Lourdes / © Stephane Ouzounoff ( KNA )

So zitiert die französische Zeitung "La Croix" den Präsidenten des Opfervereins "La Parole Libérée" (Das befreite Wort), François Devaux, am Freitag. "Die Zeiten haben sich geändert", so Devaux. Die Institution Kirche müsse sich nun die "richtigen Fragen" stellen.

Ein Gericht in Lyon hatte Barbarin am Donnerstag wegen der Nichtanzeige sexueller Übergriffe zu sechs Monaten Bewährungsstrafe verurteilt. Der Prozess wurde vom Opferverein "La Parole Libérée" initiiert. Zehn Mitglieder, ehemalige Pfadfinder und mutmaßliche Missbrauchsopfer des Priesters Bernard Preynat, traten als Nebenkläger auf.

Eine "Bombe" für die katholische Kirche

Der Erzbischof von Lyon musste sich seit Anfang Januar zusammen mit sechs anderen Geistlichen vor Gericht verantworten. Der Priester Bernard Preynat soll der Zeitung "La Croix" zufolge in den 70er Jahren im Erzbistum Lyon bis zu 70 Kinder missbraucht haben.

Die französische Zeitung "Figaro" bezeichnete das Urteil am Freitag als eine "Bombe" für die katholische Kirche in Frankreich. Es habe die "Handlungsträgheit" Barbarins ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt.

"Es liegt am Papst"

Der Direktor der Stiftung "Saint-Irénée" und Vertrauter des Kardinals, Etienne Piquet-Gauthier, sagte, dass Barbarin aus der Perspektive der Medien nicht ohne "Kerbe" hätte aus der Sache herausgehen können. Mit seinem Rücktrittsangebot, das Barbarin drei Stunden nach dem Urteil verkündete, habe er Verantwortung übernommen.

In den kommenden Tagen wird Barbarin bei Papst Franziskus in Rom erwartet. Die Französische Bischofskonferenz wollte Barbarins Rücktrittsangebot nicht kommentieren. "Es liegt am Papst, ihm zu geben, was er für richtig hält", teilte sie am Donnerstag in Paris mit. Das Rücktrittsangebot des Erzbischofs unterliege nur seinem "persönlichen Gewissen".


Quelle:
KNA
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