DBK will geistlichen Missbrauch bekämpfen

Gegen fromme Gewalt

Geistlicher Missbrauch: Das ist, wenn jemand sich anmaßt, den Willen Gottes für einen anderen zu erkennen und ihm diesen aufzwingt. Weil aus geistigem oft sexueller Missbrauch wird, hat sich die DBK damit beschäftigt.

Ein Mann betet auf den Knien während eines Gottesdienstes zum Gedenken an die Opfer von Missbrauch durch Kirchenmitglieder / © Fabrice Caterini-Inediz (KNA)
Ein Mann betet auf den Knien während eines Gottesdienstes zum Gedenken an die Opfer von Missbrauch durch Kirchenmitglieder / © Fabrice Caterini-Inediz ( KNA )

Es ist eine Premiere der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) - wie so oft, wenn es um den Missbrauchsskandal in der Kirche geht: Zum ersten Mal haben die Bischöfe über den Umgang mit "geistlichem Missbrauch" diskutiert. Auf der ersten Fachtagung zu diesem Thema berieten sich am Mittwoch die Pastoralkommission, die Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste und die Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Mit dabei waren auch Teilnehmer aus dem Bereich der Orden und der "Konferenz der bischöflich Beauftragten für die Kirchlichen Bewegungen und neuen Geistlichen Gemeinschaften".

Vor dem sexuellen Missbrauch stehe oft der geistliche, psychische – betonte Bischof Felix Genn, Vorsitzender der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste. Eine "falsche geistliche Begleitung" schaffe in vielen Fällen erst eine Abhängigkeit, durch die Missbrauch in einigen Fällen erst möglich werde.

Woher kommt geistlicher Missbrauch?

"Dem anderen meine Entscheidung, die ich bei ihm für richtig halte, aufzuzwingen, statt ihm die Freiheit zu lassen", das ist eine laut Bischof Genn eine – und zwar verbreitete – Form geistlichen Missbrauchs. Davon würden auch immer mehr Betroffene berichten. Dabei sollten Seelsorge und geistliche Begleitung zur Freiheit und zum Selbstbewusstsein der Kinder Gottes beitragen, nicht umgekehrt, betonte Genn.

Vor allem wenn zum Beispiel in einer Ordensgemeinschaft Macht-, Prestige- und Karriere-Denken herrschten, sei die Freiheit in Gefahr. "Hat der oder die Obere ein falsches Gottesbild oder ein starkes Macht- oder Kontrollbedürfnis, dann tut das nicht gut", wusste Äbtissin M. Petra Articus OC aus der Praxis zu berichten. Ein gottgefälliges Leben mit unrealistischen Idealen und im blinden Streben sich von jemand Höheren führen zu lassen oder anerkannt zu werden – all das könne geistlichen Missbrauch vorprogrammieren.

Was tun gegen geistlichen Missbrauch?

Freiheit – in der spirituellen Begleitung und in sich selbst – schütze am besten gegen geistlichen Missbrauch, so der Jesuit Klaus Mertes. Denn wer frei sei, wer kritisch hinterfrage und keine Angst vor Konflikten habe, brauche keine Abhängigkeiten. Um diese Freiheit zu erreichen, schlug Mertes der Kirche die theologische Unterscheidung der Geister vor. Demnach ist es wichtig, sich immer wieder zu fragen, woher innere Impulse kommen und wohin sie führen können.

Was aber tun, wenn eine Abhängigkeit schon längst besteht? Dann braucht es vor allem Mut, sagte die Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz, Sr. Katharina Kluitmann OSF. Sie forderte eine Kultur, die Menschen hilft, einen behutsamen Neuanfang zu wagen. "Dazu muss – psychologisch gesprochen – eine Spannung reifen lernen, die sich gegen die Überbewertung des Ideals ausspricht", so Sr. Katharina. Mit anderen Worten: Es muss erkannt werden dürfen, dass nicht jedes Wort eines Geistlichen gleich Gesetz ist. Auch Geistliche sind Menschen und die können bekanntlich irren.

 

Quelle:
DBK , DR
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