Zwei weitere Betroffene erheben Vorwürfe

"Stelle mich kirchlichem Verfahren"

Im Fall von Pfarrer Winfried Jansen aus Erftstadt gibt es neue Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs. Zwei weitere Betroffene haben sich beim Erzbistum Köln gemeldet. Jansen bat die Frauen und seine Gemeinde in Erftstadt um Verzeihung.
 

 (DR)

Pfarrer Winfried Jansen aus Erftstadt muss sich den Vorwürfen von zwei weiteren Frauen stellen. Sie haben sich bei den Erstansprechpartnern des Erzbistums Köln gemeldet. Es geht um mehrjähriges sexuell grenzverletzendes Verhalten gegenüber einem Kind Anfang der 1970er Jahre, als Jansen Kaplan in Köln-Sülz war, und gegenüber einer Jugendlichen in den 1980er Jahren in Erftstadt.

Jansen sagte dazu laut einer gemeinsamen Erklärung von ihm und dem Erzbistum Köln: "Ich sehe nach und nach, dass mein damaliges Verhalten für die betroffenen Kinder und Jugendlichen sexuell grenzverletzend war. Dafür bitte ich die Betroffenen um Entschuldigung. Mir ist klar, dass ich mich mit dem Vorgefallenen weiter auseinandersetzen muss. Dieser persönlichen Aufarbeitung will ich mich ebenso stellen wie dem kirchlichen Verfahren." Er bitte auch seine Gemeinde um Entschuldigung dafür, dass sein Verhalten zu großer Unruhe und zu emotionaler Erschütterung geführt habe.

Externe Prozessbegleitung wegen Spannungen zwischen Gemeinde und Erzbistum

Am Dienstag (17.02.2015) wurde in einem Gespräch mit Vertretern des Pfarrgemeinderates Erftstadt-Ville die Situation diskutiert und die Erklärung von Jansen und Erzbistum vorgestellt. Die Vertreter des Pfarrgemeinderates baten eindringlich um personelle Unterstützung für die pastorale Arbeit. Darum bemühe sich das Erzbistum, heißt es. Wegen der Spannungen zwischen der Pfarreiengemeinschaft Erftstadt-Ville und dem Erzbistum Köln wurde eine externe Prozessbegleitung vereinbart.

Das Erzbistum hatte den 73-jährigen Pfarrer Jansen wegen des Vorwurfs "sexueller Grenzverletzungen" in den 1970er Jahren bereits Anfang Februar von seinen seelsorgerischen Aufgaben suspendiert. Laut Angaben des Erzbistums hatte er ein "grenzverletzendes Verhalten" eingeräumt. In einem Brief an die Gemeinde hatte der Geistliche aber erklärt, dass es sich bei seinem Verhalten einem damals etwa neun Jahre alten Mädchen gegenüber nicht um sexuellen Missbrauch gehandelt habe.

Strafanzeigen unter anderem gegen Kardinal Woelki

Gegen die Suspendierung hatte es in der Gemeinde anhaltende Proteste gegeben. Die Staatsanwaltschaft Köln bestätigte am Mittwoch auf Anfrage, dass jeweils Strafanzeigen gegen Kardinal Woelki sowie gegen den Pressesprecher des Erzbistums, Christoph Heckeley, und Generalvikar Stefan Heße gestellt wurden. Derzeit prüfe die Behörde, ob sie überhaupt zur Aufnahme von Ermittlungen berechtigt oder verpflichtet ist und ob zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für das Vorliegen einer verfolgbaren Straftat feststellbar sind, sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn.


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