Strafrechtler Laubenthal widerspricht Kriminologen Pfeiffer

"Pfeiffer kompensiert seine Frustration“

Die Auseinandersetzung um die von den Bischöfen aufgekündigte Studie beim Kriminologischem Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche geht weiter.

Professor Dr. Klaus Laubenthal / © Markus Hauck
Professor Dr. Klaus Laubenthal / © Markus Hauck

Der Würzburger Strafrechtler Klaus Laubenthal widersprach am Montag in einem Interview mit der Fernsehredaktion des Bistums Würzburg dem Kriminologen Christian Pfeiffer. Dieser habe mit seinen schweren Vorwürfen gegenüber der Kirche versucht, die Frustration über sein persönliches Scheitern als Leiter der Studie zu kompensieren.

Laubenthal zeigte sich überzeugt, dass es zu einer Fortsetzung des Projekts unter neuer Leitung kommen werde. Wenn der Öffentlichkeit dann der Abschlussbericht vorliege, werde sich zeigen, "dass es nur um die Selbstinszenierung einer Person geht". Pfeiffer hatte der Kirche unter anderem vorgeworfen, Zensur an seiner wissenschaftlichen Arbeit vornehmen zu wollen. Der Würzburger Kriminologe verwies darauf, dass es bei der Untersuchung ein Spannungsverhältnis zwischen der Freiheit der Wissenschaft und dem Schutz der Persönlichkeitsrechte, insbesondere bei der Analyse von Personalakten, gebe.

"In diesem Spannungsverhältnis ist natürlich dann eine Abwägung vorzunehmen", betonte Laubenthal. Dem niedersächsischen Forschungsinstitut und seinem Leiter sei dies aber nicht gelungen.

Persönlichkeitsschutz ungeklärt

Bis zuletzt seien wesentliche Bereiche des Persönlichkeitsschutzes ungeklärt geblieben, zum Beispiel die Frage der Anonymisierung von Täter- und Opferinterviews. "Und es blieb nicht hinreichend geklärt, wo die Unterlagen verwahrt werden." Dabei gehe es um "sehr intime und hochsensible Vorgänge". Hier müsse gesichert sein, dass Dritte keinen Zugang zu diesen Unterlagen bekommen.

Zum Vorwurf der Aktenvernichtung merkte Laubenthal an, dass Pfeiffer als Leiter des Projektes die Vorwürfe nicht konkretisiert habe. Das Kirchenrecht schreibe vor, dass Akten von Strafverfahren bezogen auf Sittlichkeitsverbrechen, die zu einer Verurteilung geführt haben, "nach Ablauf von zehn Jahren zu vernichten sind". Allerdings stehe in der Bestimmung auch, dass Tatbestandsbeschreibungen aufzuheben seien. Zeitlich ebenfalls unbegrenzt aufzubewahren sei auch der Wortlaut des Endurteils. "Für eine Studie sind zureichend Unterlagen auch bei diesen Konstellationen vorhanden."

Was den Komplex sexuellen Missbrauchs angehe, ist die Kirche nach Meinung des Strafrechtlers auf einem guten Weg. Sie sei eine der wenigen Organisationen, die sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetze. Laubenthal ist auch Missbrauchsbeauftragter der Diözese Würzburg.

Bischof Hofmann  fühlt sich von Pfeiffer verleumdet

Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann hat unterdessen den Vorwurf des Kriminologen Christian Pfeiffer zurückgewiesen, ein "gestörtes Verhältnis zum achten Gebot" zu haben. Diese in einem Zeitungsbeitrag erhobene Behauptung sei eine "Unterstellung und Verleumdung", sagte Hofmann am Dienstag in Würzburg vor Journalisten. Seine Aussage, Pfeiffer habe verbindliche Zusagen nicht eingehalten und sei nicht in der Lage gewesen, zeitnahe Informationen zur Vorgehensweise zu liefern, habe sich auf die Zeit nach Mitte Oktober 2011 bezogen.

Detaillierte Anweisungen des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachen (KFN) zur Durchführung hätten monatelang auf sich warten lassen, erklärte der Bischof. Der vom Bistum Würzburg beauftragte unabhängige Jurist habe deshalb seine Arbeit nicht beginnen können. Zudem seien die Vereinbarungen zum Datenschutz im ursprünglichen Vertrag nicht ausreichend gewesen. Dies zeige die Tatsache, dass unmittelbar nach deren Bekanntgabe verschiedene Diözesen Bedenken geäußert hätten. Auch der Missbrauchsbeauftragte des Bistums Würzburg, der Strafrechtler Klaus Laubenthal, habe seine Einwände beim Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz geltend gemacht.

Pfeiffers Anschuldigungen zeigten ihm erneut, dass die Aufkündigung der Zusammenarbeit mit ihm und seinem Institut richtig gewesen sei, sagte Hofmann. Dies war Anfang Januar bekannt geworden. Als Grund für den Schritt hatten die deutschen Bischöfe das zerstörte Vertrauensverhältnis angegeben. Der Bischof sagte auf Nachfrage, dass er schon vor dem Vertragsabschluss mit Pfeiffer Bedenken gehabt habe, "weil ich einiges gehört hatte". Letztlich sei es Sache des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz gewesen. An eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche werde aber weiter gedacht.


Quelle:
KNA