Vatikan mahnt Versachlichung von Missbrauchsdebatte in Irland an

Die Wogen glätten

Zuletzt hatte sich die Auseinandersetzung zwischen der irischen Regierung und der katholischen Kirche weiter verschärft. Bei dem Streit geht es um die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Land. Der Vatikan will nun die Wogen glätten.

 (DR)

Vatikansprecher Federico Lombardi hat angesichts der jüngsten Vorwürfe gegen den Vatikan zu einer Versachlichung der irischen Debatte über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche aufgerufen. Es sei in jedem Fall wünschenswert, dass über "solche dramatischen Themen mit der notwendigen Objektivität" gesprochen werde, heißt es in einer Erklärung Lombardis vom Donnerstagabend.



Zugleich bekräftigte der Vatikansprecher, dass der Heilige Stuhl auf "angemessene Weise" auf die Anfrage der irischen Regierung zum Bericht über sexuellen Missbrauch in der südirischen Diözese Cloyne antworten werde. Eine sachliche Debatte könne zum Schutz der Kinder und Jugendlichen sowie der Wiederherstellung eines vertrauensvollen Klimas der Zusammenarbeit in Kirche und Gesellschaft beitragen, so Lombardi. Dies sollte für alle Beteiligten das größte Anliegen sein.



Scharfer Angriff des Ministerpräsidenten

Irlands Ministerpräsident Enda Kenny hatte den Vatikan am Mittwoch wegen des Missbrauchsskandals in ungewöhnlich scharfer Form angegriffen. Der Heilige Stuhl habe die Ermittlungen gegen beschuldigte Geistliche gezielt behindert; dies sei nicht vor Jahrzehnten geschehen, "sondern erst vor drei Jahren". Die Beziehungen zwischen Kirche und Staat in Irland könnten "nicht mehr die alten sein", sagte Kenny in einer Parlamentsdebatte.



Der Regierungschef fügte hinzu, der Missbrauchsbericht aus der Diözese Cloyne offenbare "das elitäre Denken, die Fehlfunktion, das Abgekoppeltsein und den Narzissmus", die den Vatikan beherrschten. Die irischen Abgeordneten warfen dem Vatikan in einer am gleichen Abend verabschiedeten Stellungnahme vor, er habe "die Richtlinien zum Schutz von Kindern untergraben".



Vor einer Woche war ein Untersuchungsbericht über Kindesmissbrauch in der Diözese Cloyne veröffentlicht worden, der schwere Vorwürfe gegen den Vatikan und den damaligen Bischof John Magee enthält. Die irische Regierung hatte den Heiligen Stuhl aufgefordert, zu diesem Bericht Stellung zu nehmen. Lombardi hatte am Dienstag eine Antwort des Vatikan zu "angemessener Zeit und Form" angekündigt.