Bischofskonferenz weist Kritik wegen Entschädigung zurück

"Jeder Antrag wird geprüft"

Scharfe Vorwürfe: In einem ARD-Bericht kritisiert CDU-Politiker Siegfried Kauder die katholische Kirche, Missbrauchsopfer würden bei den Entschädigungszahlungen hingehalten. Doch die deutschen Bischöfe wehren sich und verweisen darauf, dass die Auszahlungen bereits begonnen haben.

 (DR)

Seit Veröffentlichung der Antragsformulare auf materielle Anerkennung erlittenen Leids am 10. März seien bisher 500 Anträge eingegangen, davon seien 270 bereits bearbeitet worden, teilte Bischofskonferenz-Sprecher Matthias Kopp am Montag (06.06.2011) mit. Jeder Antrag werde unbürokratisch, aber eingehend geprüft.



"Das kann einige Wochen dauern und ist weit schneller als andere Antrags- oder Gerichtsverfahren - zumal die katholische Kirche die bisher einzige Institution in Deutschland ist, die eine materielle Leistung konkretisiert", fügte der Sprecher hinzu. Kopp hielt Kauder vor, er habe bisher weder mit dem Erzbistum Freiburg noch mit der Bischofskonferenz gesprochen. "Dann hätten wir ihm den aktuellen Sachstand darlegen können."



ARD: Kritik an der Vorgehensweise der Kirche

Kauder, der Vorsitzender des Rechtsausschusses des Bundestages ist, äußerte am Montag im ARD-Magazin "Report Mainz" Kritik an der Vorgehensweise der Kirche mit Blick auf Entschädigungen für Opfer im baden-württembergischen Oberharmersbach. "Man hält die Opfer hin. Das halte ich für eine katastrophale Folge einer Straftat mit psychischen Konsequenzen für das Opfer, die nicht sein dürfen, die eine Kirche nicht in Kauf nehmen darf." Auf die Frage, ob die Kirche hier ihren moralischen Ansprüchen gerecht werde, antwortet Kauder laut Vorabmeldung: "Ich glaube eher nicht."



Im baden-württembergischen Oberharmersbach hatte ein katholischer Pfarrer von 1968 bis 1991 mindestens 22 Kinder und Jugendliche zum Teil jahrelang missbraucht. An einem Opfer verging sich der Geistliche rund 900 Mal. Laut "Report" versuchen acht der Opfer seit Mai 2010 über ihren Rechtsanwalt Ingo Lenßen, von der katholischen Kirche eine finanzielle Anerkennung zu erhalten.



5.000 Euro sind für die Opfer zu wenig

Lenßen berichtet in der Sendung am Montagabend von schleppenden Verhandlungen mit den Kirchenvertretern. "Wir sind immer wieder vertröstet worden, es sind immer wieder neue Fristen gesetzt worden." Erst im März habe es dann das erste konkrete Angebot von 5.000 Euro gegeben. Dies sei jedoch aus Sicht der Opfer viel zu wenig.



Die Bischofskonferenz wies darauf hin, dass die Kirche schon seit längerer Zeit zusätzlich Kosten für Psychotherapie oder Paarberatung leiste und einen Präventionsfonds eingerichtet habe. In besonders schweren Fällen seien zudem weitere Leistungen über die 5.000 Euro hinaus möglich. Die Kirche biete damit ein umfassenderes Hilfesystem, dass "sich an den Hauptanliegen der Opfer orientiert".