Missbrauchsopfer lehnen Entschädigungsangebot der Jesuiten ab

Deutlich zu niedrig?

Missbrauchsopfer halten das Angebot des katholischen Jesuiten-Ordens, ihnen jeweils 5.000 Euro zu zahlen, für deutlich zu niedrig. "Diese Summe ist überhaupt nicht ausreichend, um den erlittenen Schaden zu kompensieren oder auch nur eine Anerkennung der Schuld zu signalisieren", kritisierte Thomas Weiner von der Gruppe Eckiger Tisch in der "Frankfurter Rundschau".

 (DR)

Zudem sei es ihm unverständlich, dass die Opfer, die dem Orden ja bekannt seien, einen Antrag stellen sollten. Er sei auch nicht sicher, ob es sich wirklich um ein Angebot oder nur eine Absichtserklärung handle, sagte Weiner. Der Eckige Tisch fordert durchschnittlich rund 82.000 Euro pro Opfer. Die Gruppe besteht aus ehemaligen Schülern des Berliner Canisius-Kollegs, wo der Missbrauchsskandal vor einem Jahr öffentlich gemacht wurde.



Nach einem im Mai 2010 veröffentlichten Zwischenbericht der Beauftragten für Fälle sexuellen Missbrauchs des deutschen Jesuitenordens, Ursula Raue, gab es in den Einrichtungen des Ordens in den vergangenen Jahrzehnten mehr als 200 Fälle von Misshandlungen und sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Eine strafrechtliche Verfolgung ist weitgehend unmöglich, weil die meisten bekannt gewordenen Taten verjährt sind. Ziel des von Opfern initiierten Eckigen Tisches ist es, den Austausch zwischen Täter- und Opferseite zur Aufklärung und Aufarbeitung voranzubringen.



In einem Brief hatte Provinzial Pater Stefan Kiechle den Betroffenen die Zahlung in Aussicht gestellt. Die Übergriffe erfüllten die Jesuiten "mit Scham und Abscheu und Entsetzen", zitierte ein Zeitungsbericht aus dem Dokument. Der Orden werde den Betroffenen "nach Prüfung eines entsprechenden Antrags eine Zahlung von 5.000 Euro anbieten", hieß es weiter.