Brüsseler Kardinal räumt aber Fehler im Umgang mit Missbrauch ein

Keine Vertuschung

Kardinal Godfried Danneels hat vor dem belgischen Parlament den Vorwurf einer Vertuschung von Missbrauchsfällen zurückgewiesen. "Es hat niemals einen Willen gegeben, bewusst sexuellen Missbrauch zu vertuschen oder zu verleugnen", sagte der frühere Vorsitzender der Belgischen Bischofskonferenz am Dienstag vor einer parlamentarischen Untersuchungskommission in Brüssel.

Räumte Fehler ein: Kardinal Godfried Danneels (KNA)
Räumte Fehler ein: Kardinal Godfried Danneels / ( KNA )

Er wolle ausdrücklich sein "Entsetzen ausdrücken über das, was den Opfern durch Diener der Kirche angetan worden ist", so Danneels weiter. Der Kardinal wurde am Dienstag mehr als vier Stunden lang von dem Ausschuss befragt. Die Kommission war eingerichtet worden, nachdem im Juni bei einer Kirchenrazzia vertrauliche Zeugenaussagen von rund 500 Personen durch die Staatsanwaltschaft sichergestellt worden waren. Sie beziehen sich zumeist auf Missbrauchsfälle aus den 1950er bis 80er Jahren.



Auch gegen Danneels, den früheren Erzbischof von Mechelen-Brüssel, waren in den vergangenen Monaten Anschuldigungen erhoben worden. Er musste Fehler im Umgang mit der Missbrauchsaffäre um den zurückgetretenen Bischof Roger Vangheluwe einräumen. "Ich hätte Vangheluwe sofort zum Einreichen seines Rücktrittsgesuchs auffordern müssen, statt zu versuchen, ihn mit seiner Familie zu versöhnen", sagte Danneels in einem Interview. Vangheluwe hatte seinen Neffen zwischen 1976 und 1986 missbraucht.



Vertuschungsvorwürfe

Mehrere belgische Zeitungen hatten Ende August einen Tonbandmitschnitt veröffentlicht, der bei einem Gespräch von Vangheluwe, dem Neffen und weiteren Familienmitgliedern mit Danneels aufgezeichnet wurde. Dem Kardinal wurde vorgeworfen, er habe versucht, die Affäre zu vertuschen. Er habe dem Opfer vorgeschlagen, dem Bischof zu verzeihen oder aber zumindest bis zu dessen anstehender Pensionierung aus Altersgründen im Jahr darauf zu schweigen.



Danneels erklärte nun vor den Parlamentariern, die Kirche habe ein großes Interesse daran, dass die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen würden. Wenn er selbst damals die Namen von verdächtigen Priestern nicht an die Justiz weitergeleitet habe, so deshalb, weil ihm aus seiner eigenen Diözese keine konkreten Fälle bekannt gewesen seien.

Zugleich habe er kein Recht gehabt, in die Jurisdiktion anderer Bistümer einzugreifen.



Zu der Frage, ob die Kirche seiner Meinung nach zur moralischen Wiedergutmachung Entschädigungen an die Opfer zahlen sollte, äußerte sich Danneels nicht. Darüber werde in den kommenden Wochen die Belgische Bischofskonferenz beraten, der er als Emeritus nicht mehr angehöre. An diesem Mittwoch soll sein Amtsnachfolger in Mechelen-Brüssel und Primas von Belgien, Erzbischof Andre-Joseph Leonard, vor dem Ausschuss aussagen.