Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen gegen Zollitsch ein

"Keinerlei Hinweise"

Die Staatsanwaltschaft Konstanz hat ihr Ermittlungsverfahren gegen den Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch eingestellt. Wie die Behörde am Mittwoch in Konstanz mitteilte, fanden sich keine Anhaltspunkte für den Vorwurf der Beihilfe zum sexuellen Missbrauch.

 (DR)

Die Anzeige gegen Zollitsch hatte ein mutmaßliches Missbrauchsopfer erstattet. Der Mann wirft Zollitsch vor, er habe als damaliger Personalreferent der Erzdiözese 1987 die Anstellung eines Paters in der Kloster- und Wallfahrtskirche Birnau «veranlasst», obwohl bekannt gewesen sei, dass dieser bereits sexuell übergriffig geworden sei. Die Staatsanwaltschaft Freiburg, bei der die Anzeige eingegangen war, hatte diese nach Konstanz mit der Bitte um Übernahme weitergeleitet, weil am Bodensee auch ein Verfahren gegen den Pater anhängig war. Dieses wurde vor wenigen Tagen wegen Verjährung eingestellt.

Was den Aufenthalt des Paters in Birnau in der Zeit von 1987 bis 1992 anbelangt, so wurden laut Angaben der Konstanzer Staatsanwaltschaft «keine konkreten Missbrauchstaten oder Namen von Geschädigten» bekannt. Aus diesem Grunde sei es nicht angezeigt, «weitergehende Ermittlungen durchzuführen zu der Frage, wer die Personalverantwortung für den Pater trug, und ob bzw. wann Dr. Zollitsch Kenntnis von einem erneuten Tätigwerden des Paters erlangte».

Sollten sich dennoch Missbrauchsopfer aus dieser Zeit melden, so sei der Nachweis erforderlich, dass Zollitsch vorsätzlich gehandelt habe. «Dies würde voraussetzen, dass er billigend in Kauf nahm, dass der Pater weitere Missbrauchstaten begeht, und er durch Förderung dieser Taten zum Missbrauch beitragen wollte», so die Staatsanwaltschaft. Für eine derartige Annahme lägen keinerlei Hinweise vor.

Allerdings hätten die Ermittlungen ergeben, dass der Pater im Rahmen eines früheren Aufenthalts in Birnau zwischen 1966 und 1968 übergriffig geworden sei. Diese Taten seien allerdings strafrechtlich verjährt, weswegen es unerheblich sei, ob Zollitsch zu diesem Zeitpunkt eine Position innehatte, «die geeignet gewesen wäre, eine strafrechtlich relevante Mitverantwortung zu begründen»..

Birnau gehört als Priorat zur österreichischen Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau. Abt Anselm van der Linde hatte zuvor einen «nicht adäquaten Umgang» seines Ordens mit Tätern und Opfern sexuellen Missbrauchs eingeräumt.