Des Missbrauchs beschuldigter Bonner Jesuitenpater gestorben

Ende der Ermittlungen

Der ehemalige Schulleiter des Bonner Aloisiuskollegs, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Missbrauchs an Schülern ermittelte, ist im Alter von 82 Jahren verstorben. Damit kann der Jesuitenpater, der seit Anfang 2009 vor Ort in einem Altersheim lebte, nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden.

 (DR)

Gegen den Mann, beschuldigt des Missbrauchs in insgesamt rund 30 Fällen, ermittelte die Bonner Staatsanwaltschaft in den vergangenen Monaten wegen 13 möglicher noch nicht verjährter Übergriffsfälle.

Der 82-Jährige, der an der Bonner Schule seit den sechziger Jahren hauptsächlich Leitungsfunktionen innehatte, war von gut zwei Dutzend Opfern über die Dauer von vier Jahrzehnten des missbräuchlichen Verhaltens Schutzbefohlenen gegenüber beschuldigt worden. Ende Februar hatte sich auch erstmals ein noch am Kolleg lernender Internatsschüler als Übergriffsopfer beim Kolleg und dann bei der Polizei gemeldet. Noch 2005 soll der Mann versucht haben, den Jungen in der Internatsdusche gegen dessen Willen abzuseifen. Erst Ende 2008 verließ der Pater dann das Schulgelände aus Altersgründen.

Externes, unabhängiges Untersuchungsteam
Anfang Juli hatte die Bundesbeauftragte zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, Christine Bergmann, ein unabhängiges Untersuchungsteam um die Juristin Prof. Dr. jur. Julia Zinsmeister (Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften an der Fachhochschule Köln) für eine neue Untersuchung an der Schule eingesetzt.

Den Anstoß zur Ernennung einer externen, unabhängigen Beauftragten speziell für das Aloisiuskolleg hatte die Missbrauchsbeauftragte des Jesuitenordens, Ursula Raue, in ihrem Ende Mai öffentlich vorgestellten Abschlussbericht über die Situation von Jesuiten-Schulen in Deutschland gegeben. Darin hatte sie eingeräumt, dass ihre Untersuchung der Vorgänge an der Bonner Schule zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt hatte. Raue hatte eine genauere Untersuchung am Aloisiuskolleg durch ein neues Team angeregt.

Sechs Täter und 30 Opfer
Am Bonner Aloisiuskolleg hatte es bereits im April einen schulinternen Zwischenbericht gegeben. Dieser geht für die Zeit von 1946 bis 2005 von sechs Jesuitenpatres als Tätern und 30 Opfern aus. Der nun gestorbene ehemalige Leiter war der einzige, gegen den die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelte.

Mittlerweile laufen den Angaben nach auch zwei Anzeigen gegen einen weltlichen pädagogischer Mitarbeiter an der Schule, der unter anderem am sogenannten Externat für die Nachmittagsbetreuung zuständig war. Der in dieser Funktion vom Aloisiuskolleg beurlaubte Mann arbeitet allerdings weiterhin in seiner Funktion als Leiter einer von ihm selbst gegründeten Einrichtung, die für Schüler verschiedener Bonner Schulen zuständig ist.