Bonner Aloisiuskolleg setzt neue Missbrauchsbeauftragte ein

Gründliche Untersuchung

Der Jesuitenorden hat zur Klärung von Missbrauchsfällen am Bonner Aloisiuskolleg eine neue, externe Beauftragte ernannt. Julia Zinsmeister, Professorin an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Köln, übernimmt die Leitung der neuen Untersuchung an der Schule im Stadtteil Bad Godesberg,

 (DR)

Provinzial Stefan Dartmann teilte am Donnerstag in München mit, damit folge die deutsche Ordensleitung einer Empfehlung der Bundesbeauftragten zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, Christine Bergmann, hieß es. Das Aloisiuskolleg hatte Bergmann um die Nennung einer geeigneten Person gebeten. Zinsmeister wird den Angaben nach von Rechtsanwältin Petra Ladenburger und der Diplompädagogin Inge Mitlacher unterstützt. Die genaue Vorgehensweise dieses Teams werde noch besprochen.

Den Anstoß zur Ernennung einer externen Beauftragten für das Aloisiuskolleg hatte die Missbrauchsbeauftragte des Jesuitenordens, Ursula Raue, in ihrem Ende Mai öffentlich vorgestellten Abschlussbericht gegeben. Darin hatte sie eingeräumt, dass ihre Untersuchung der Vorgänge an der Bonner Schule zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt hatte. Raue hatte eine genauere Untersuchung am Aloisiuskolleg durch ein neues, externes Team angeregt.

Sechs Täter und 30 Opfer
Am Bonner Aloisiuskolleg hatte es bereits im April einen schulinternen Zwischenbericht gegeben. Dieser geht für die Zeit von 1946 bis 2005 von sechs Jesuitenpatres als Tätern und 30 Opfern aus. Gegen einen heute 82-jährigen Pater, der viele Jahre Schulleiter war, ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn. Dem Abschlussbericht Raues zufolge hat der Jesuitenorden in Deutschland sexuellen Missbrauch und Gewalt gegen Kinder in seinen Einrichtungen systematisch vertuscht.