Welle neuer Missbrauchs-Klagen bei Meldestelle

Nun auch Belgien

Nach dem Rücktritt von Bischof Roger Vangheluwe von Brügge sind laut Medienberichten bei der Missbrauchs-Stelle der belgischen Kirche Dutzende neuer Klagen über Kindesmissbrauch durch kirchliche Mitarbeiter eingegangen.

 (DR)

Allein über das Wochenende seien 30 bis 40 neue Missbrauchs-Meldungen eingegangen, sagte der Kommissions-Vorsitzende Peter Adriaenssens der Tageszeitung «De Morgen» (Montag). Seit Jahresbeginn seien bis Freitag dagegen nur rund 20 Meldungen erfolgt. Den Ansturm begründete Adriaenssens damit, dass der neue Erzbischof von Mechelen-Brüssel, Andre-Joseph Leonard, am Freitag bei der Bekanntgabe des Rücktritts von Vangheluwe ausdrücklich zur Aufklärung aufgerufen habe. Dies habe Opfern offenbar Vertrauen gegeben, dass ihre Berichte tatsächlich ernstgenommen würden und Konsequenzen hätten. Allerdings sei ihm bislang nicht bekannt, dass es sich um Fälle handele, die strafrechtlich noch nicht verjährt seien.

Die Zeitung «Nieuwsblad» berichtete unterdessen, Vangheluwe habe 1995 einen wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Religionslehrer zum Diakon geweiht. Die Eltern des Opfers hätten in Gesprächen mit dem Bischof versucht, die Weihe zu verhindern. Vangheluwe habe ihr Ansinnen zurückgewiesen. Der Diakon sei weiterhin im Amt.

Rücktritt nur unter Druck
Vangheluwes Rücktritt war am Freitag von Papst Benedikt XVI.
akzeptiert worden. In einer in Brüssel und Rom veröffentlichten Erklärung gestand der Kirchenmann, als Priester und auch noch zu Beginn seiner Zeit als Bischof einen Minderjährigen über einen längeren Zeitraum hinweg sexuell missbraucht zu haben. Erzbischof Leonard sagte, zwar habe Vangheluwe als Person ein Recht, auf Gnade bei Gott zu hoffen, als Bischof sei er aber zum Rücktritt verpflichtet gewesen.

Der Erzbischof räumte ein, Vangheluwe habe sich erst zum Rücktritt entschlossen, nachdem die Familie des Opfers am Dienstag alle belgischen Bischöfe über den Fall in Kenntnis gesetzt habe.