Bischof Ackermann stellt Beratungsangebote der Bischofskonferenz vor

Start der Hotline 0800-1201000

Der Missbrauchs-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, hat heute die bundesweite Hotline für Betroffene vorgestellt. Er ermutigte am Dienstag die Opfer zurückliegender und aktueller Fälle im Bereich der katholischen Kirche sich zu melden.

 (DR)

"Wir wollen ansprechbar sein, wollen wissen, was erlitten wurde und den Betroffenen bei der Aufarbeitung beistehen", sagte Ackermann.

Die telefonische Opferberatung ist ab sofort unter der kostenlosen Nummer 0800 - 120 1000 erreichbar. Künftig soll sie jeweils dienstags, mittwochs und donnerstags von 13 bis 20.30 Uhr besetzt sein, außerhalb dieser Zeiten ist ein Anrufbeantworter geschaltet. Zudem hat die Deutsche Bischofskonferenz ein ergänzendes Internetangebot aufgebaut, das ebenfalls ab sofort genutzt werden kann.

13 Fachkräfte im Einsatz
Für die telefonische Beratung seien acht Psychologen und Sozialarbeiter mit Erfahrung in Traumatherapie eingesetzt, für die Internetberatung fünf Fachkräfte. Die Berater seien nicht von der Kirche instruiert, sondern handelten aus ihrer fachlichen Kenntnis, hieß es.

Die Aufmerksamkeit müsse den Opfern gelten, sagte Andreas Zimmer, Leiter des Arbeitsbereichs Beratungsdienste beim Bistum Trier, der die Hotline mit aufbaute. "Wir wollen nur Türöffner sein und die Anruferinnen und Anrufer ermutigen, den nächsten Schritt zu gehen", sagte Zimmer. Nach der telefonischen Erstberatung, sei in einem zweiten Schritt sei die Vermittlung von Therapieangeboten möglich.

Opfer behalten Kontrolle
Die Beratungen erfolgten nach dem Grundsatz, dass die Opfer die Kontrolle über das Vorgehen haben, bekräftigte Zimmer. "Unsere Berater werden darauf achten, dass nur die Anrufer entscheiden, wie die weiteren Schritte sind." Die Beratung sei kostenfrei, auf Wunsch anonym und es bestehe keine Pflicht zur Anzeige. Allerdings seien Hinweise auf eine andauernde Missbrauchssituation bei Kindern meldepflichtig.

"Kindesmissbrauch ist ein furchtbares Verbrechen", sagte Bischof Ackermann. Er appellierte an die Täter, sich zu ihren Taten zu bekennen. "Nur so öffnet sich der Weg zu Wahrheit und Versöhnung", sagte der Bischof. Über den aktuellen Stand der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche macht der Beauftragte der Bischofskonferenz keine Angaben: "Es wäre unseriös, irgendeine Art von Hausnummer anzugeben".

Kein "Fonds zum Freikaufen"
Die deutschen Bischöfe werden voraussichtlich bis Ende April zur Frage eines Opferentschädigungsfonds Stellung nehmen, kündigte Ackermann an. "Wir sind im Gespräch, was ist angemessen und was hilft", sagte er. Es solle kein "Fonds zum Freikaufen" sein.

Ende Januar waren die ersten, mehrere Jahrzehnte zurückliegenden Vergehen am Berliner Canisius-Kolleg bekanntgeworden. Seitdem war innerhalb wie außerhalb der katholischen Kirche über immer neue Fälle berichtet worden. Die Deutsche Bischofskonferenz beschloss daraufhin die Einrichtung der Hotline. Opfer von Missbrauchsfällen an Einrichtungen des Jesuiten-Ordens in Deutschland können sich auch an die dort zuständige, externe Ansprechpartnerin Ursula Raue wenden.

"Angemessene" Berichterstattung
Ackermann hält die Medienberichterstattung zu den Fällen sexuellen Missbrauchs im Bereich der katholischen Kirche im Grundsatz für angemessen. Von einer Medienkampagne könne man "wirklich nicht reden", sagte er. Die öffentliche Debatte gehöre zur Aufarbeitung dazu. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hatte den Medien eine "Kampagne gegen die Kirche" vorgeworfen und die Berichterstattung in die Nähe der kirchenfeindlichen Haltung der Nationalsozialisten gerückt.

Bischof Ackermann warb am Dienstag um Verständnis für emotionale Reaktionen aufseiten der Kirche. Es gehe aber mitnichten darum, mit dem Finger auf andere Leute zu zeigen. Für seine Arbeit als Missbrauchsbeauftragter spüre er "großen Rückhalt" in der Bischofskonferenz.

Auch der Leiter der Telefonseelsorge im Bistum Trier, Zimmer, der maßgeblich am Aufbau der Hotline der katholischen Kirche beteiligt war, hält die Medienberichterstattung aus Sicht der Opfer für hilfreich. "Das Thema wird damit aus dem Bereich der Scham gezogen", sagte er.