Erzbistum räumt weiteren Missbrauchsfall ein

"Betroffen und fassungslos"

Das Erzbistum Paderborn hat einen weiteren Fall sexuellen Missbrauchs durch einen Geistlichen eingeräumt. Gleichzeitig sprach Erzbischof Hans-Josef Becker den Opfern der jüngst bekannt gewordenen Missbrauchsfälle sein Mitgefühl aus.

 (DR)

"Das in den vergangenen Tagen bundesweite Bekanntwerden zahlreicher Missbrauchsfälle macht mich betroffen und fassungslos", sagte Becker nach Angaben des Erzbistums vom Freitag. Missbrauch und Pädophilie verletzten die Würde, Intimität und Integrität eines Kindes oder Jugendlichen schwer. Hier werde großes Leid ausgelöst. "Die Fürsorge der Kirche gehört dem Opfer und Angehörigen."

Ein im Werler Collegium Aloysianum tätiger Priester sei 2002 umgehend von seinen Aufgaben entpflichtet worden, teilte das Erzbistum am Freitag mit. Im Spätherbst 1980 solle es zu sexuellen Handlungen an einem minderjährigen Jungen gekommen sein. Damit bestätigte das Erzbistum jetzt veröffentlichte Informationen von "Spiegel online". Aus Opferschutzgründen habe das Erzbistum aber den Fall nicht früher bekanntgemacht, so Sprecher Ägidius Engel. Der Betroffene habe den Gang an die Öffentlichkeit und eine Anzeige nicht gewünscht.

Das Opfer hatte laut Engel den Geistlichen 2002 zur Rede gestellt.
Daraufhin habe sich der Priester dem damaligen Paderborner Erzbischof, Kardinal Joachim Degenhardt, offenbart. Auch aufgrund seiner gesundheitlichen Situation habe ihn der Kardinal von seinen Aufgaben entpflichtet. Bis heute stelle sich der Tathergang als Einzelfall dar. Der beschuldigte Priester wirke derzeit als Hausgeistlicher in einem Altersheim für Nonnen.

Fall aus den 50er Jahren in Münster nun bekannt
Unterdessen teilte das Bistum Münster Vorwürfe gegen einen inzwischen 85-jährigen früheren Maristenpater mit. Er soll in den 50er Jahren in den Niederlanden eine Minderjährige sexuell belästigt haben. Der gebürtige Niederländer habe in den 60er Jahren den Orden und sein Heimatland verlassen. Von 1965 an sei er im Bistum Münster als Priester tätig gewesen.

Seit seiner Emeritierung 1993 lebe er im Bistum Aachen. Laut Bistum untersagte der Münsteraner Bischof Felix Genn dem Geistlichen bis zur Klärung der Vorwürfe die Ausübung priesterlicher Dienste. Die Untersuchungen habe die niederländische kirchliche Kommission "Hilfe und Recht" übernommen.

In den vergangenen Wochen waren zahlreiche Missbrauchsfälle durch Priester des katholischen Jesuiten-Ordens bekanntgeworden, die zum Teil mehrere Jahrzehnte zurückliegen. Nach Medienberichten stehen derzeit mindestens zehn Kirchendiener unter Verdacht. In Niedersachsen geht es um drei Pater, denen Missbrauchsfälle in Göttingen, Hannover und Hildesheim angelastet werden. Die ersten Fälle hatte der Leiter der Berliner Jesuitenschule Canisius-Kolleg, Klaus Mertes, Ende Januar öffentlich gemacht.