US-Opfervereinigung fordert Rücktritt von Kardinal Law

Missstimmung vor Papstreise

Die amerikanische Missbrauchs-Opfervereinigung SNAP fordert den Rücktritt des früheren Bostoner Erzbischofs Kardinal Bernard Law (76) von allen vatikanischen Ämtern. Papst Benedikt XVI. solle den Kardinal noch vor seinem USA-Besuch im April in den Ruhestand entlassen, heißt es in einem Brief, den die Vereinigung der vatikanischen Nuntiatur in Washington übergab. Wird der Papst reagieren?

 (DR)

Der Verbleib Laws in acht Vatikan-Kongregationen und damit im Zentrum der katholischen Macht sei Salz auf die noch unverheilten Wunden der Opfer sexuellen Missbrauchs durch Kirchenmitarbeiter.

Law musste 2002 als Erzbischof von Boston zurücktreten, da er pädophile Geistliche gedeckt und in andere Pfarreien versetzt hatte. Im Mai 2004 berief ihn der damalige Papst Johannes Paul II. als Erzpriester der Patriarchalbasilika Santa Maria Maggiore nach Rom. Der Kardinal ist unter anderem Mitglied der Bischofs-, Klerus-, Ordens- und Bildungskongregation.

"Machtvolle Rolle bei Bischofsernennungen"
Der hochrangige Status Laws, seine große öffentliche Präsenz und vor allem seine "machtvolle Rolle bei der Ernennung neuer Bischöfe" rufe bei vielen Betroffenen von damals großen Schmerz hervor, betont die Opfervereinigung. Benedikt XVI. solle daher darauf bestehen, dass sich Law nach Erreichen der kanonischen Altersgrenze von 75 Jahren freiwillig in den Ruhestand zurückziehe.

Von Boston ging 2002 eine landesweite Enthüllungswelle um sexuellen Missbrauch durch Priester und Kirchenmitarbeiter aus.
Mehrere US-Diözesen gerieten durch Prozesse und Entschädigungszahlungen an den Rand der Zahlungsfähigkeit.
Landesweit haben rund 12.000 Opfer geklagt. Die Gesamtkosten belaufen sich nach Angaben der US-Bischofskonferenz auf Beträge in Milliardenhöhe.