EKD-Synode redet über Missbrauch

Betroffene wollen mehr Hilfen

Bei der Synode der Evangelischen Kirche geht es am Dienstag auch um die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch. Die Synode hatte bereits beschlossen, rund 1,3 Millionen Euro für Aufarbeitung und Prävention sexuellen Missbrauchs einzuplanen.

Synode der evangelischen Kirche in Dresden  / © Heike Lyding (epd)
Synode der evangelischen Kirche in Dresden / © Heike Lyding ( epd )

Unter anderem berichtet die Journalistin Kerstin Claus von ihren Erfahrungen. Sie war als Jugendliche von einem evangelischen Pfarrer missbraucht worden und arbeitet heute im Betroffenenrat beim Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung mit.

Am Montag hatte die Synode in Dresden bereits beschlossen, in ihrem Haushalt für 2020 rund 1,3 Millionen Euro für die Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch einzuplanen.

Erste Zwischenbilanz

Nachdem Missbrauch schon häufiger Thema war bei den Vollversammlungen der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, hatte sich die EKD-Synode erstmals im vergangenen Jahr intensiv damit befasst.

Diesmal soll es eine erste Zwischenbilanz geben mit Blick auf die letztjährigen Beschlüsse zu Aufarbeitung und Prävention.

Unter anderem gibt es seitdem einen Beauftragtenrat der EKD, dem die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs angehört. Die Gründung eines Betroffenenbeirats ist in Planung. Zudem gibt es seit 1. Juli die "Zentrale Anlaufstelle.help", an die sich Betroffene wenden können.

Nicht weit genug

Auch wurde eine Ausschreibung für eine wissenschaftliche Studie veröffentlicht. Wie die katholische Kirche ist die EKD in Gesprächen mit dem Missbrauchsbeauftragten Johannes-Wilhelm Rörig über eine Vereinbarung zu Standards zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Zur Synode wird neben Claus und Rörig auch die frühere Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) erwartet, die inzwischen in der unabhängigen Aufarbeitungskommission sitzt.

Vielen Betroffenen gehen die bisher beschlossenen Schritte nicht weit genug: So würden sie bei der Anlaufstelle lediglich an die Landeskirchen vermittelt, konkrete Hilfe erhielten sie nicht. Zudem bedauern sie, dass erst einmal keine Dunkelfeldstudie über Missbrauchsfälle geplant ist, weil der Aufwand dafür nach Einschätzung der EKD zu groß ist.

Anders als Missbrauchsopfer in der katholischen Kirche sind Betroffene in der evangelischen Kirche noch weniger vernetzt. Viele möchten eine Diskussion über die Höhe der Entschädigung, wie es sie bei den katholischen Bischöfen gibt.


Quelle:
epd
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