Kirchenkreis Lennep mit "Zeltkirche" an der Bever

"Zeit und ein offenes Ohr"

Mit seiner "Zeltkirche" steht der evangelische Kirchenkreis Lennep in den Sommerferien auf einem Campingplatz an der Bevertalsperre. Eine gute Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die sonst wenig Bezug zur Kirche haben, sagt Pfarrerin Annette Cersovsky.

"Kirche unterwegs" an der Bevertalsperre / © Katrin Volk (ekir)
"Kirche unterwegs" an der Bevertalsperre / © Katrin Volk ( ekir )

DOMRADIO.DE: Das Kirchenzelt, in dem Sie in den Sommerferien Kinder und Jugendliche betreuen, steht an der Bevertalsperre im Oberbergischen Kreis mitten auf dem Campingplatz. Wie sieht das aus? 

Annette Cersovsky (Pfarrerin, Evangelische Stadtkirchengemeinde Remscheid): Wir haben einen Wohnwagen aufgestellt, an einer großen Bucht. Das ist die sogenannte Zeltwiese. Da können Tagescamper ihre Zelte aufschlagen. Genau auf diesem Gelände haben wir ein Podest aufgebaut. Und auf diesem Podest steht ein großes weißes Zelt. Auf unserem Wohnwagen steht "Kirche unterwegs", unter dem Namen sind wir ja bekannt auf dem Zeltplatz. Ansonsten kennt jeder dieses Zelt. Es ist das Größte auf dieser Zeltwiese, fügt sich ein unter die anderen Zelte. Es sieht also ganz normal aus, nur ein bisschen größer. 

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie brauchen eigentlich gar keine imposanten Kirchenbauten, um Kirche auf den Platz zu holen?

Cersovsky: Das ist die Erfahrung, die wir jedes Jahr wieder von Neuem machen. Ja, es reicht, wenn es ein Zelt ist. Und wir haben auch schon in einem Jahr, als dieser Untergrund mal defekt war, ganz ohne Zelt gefeiert. Das geht auch. 

DOMRADIO.DE: Sie bieten wirklich einiges auf dem Campingplatz, und zwar geht das weit über Gesprächsangebote hinaus. Was stellt Ihr Team da auf die Beine? Auch ganz besonders für Kinder. 

Cersovsky: Nachmittags bieten wir für Kinder und Jugendliche ein Programm an, ganz unterschiedlich, je nach Wetter: Malen, basteln, singen, spielen, GPS-Wanderungen, oder schwimmen. Abends ist dann beim Abholen Gelegenheit, auch mit den Eltern ins Gespräch zu kommen. Das wird sehr oft und sehr dankbar angenommen. Da ist dann endlich mal jemand, der Zeit und ein offenes Ohr hat und nichts weiter zu tun hat, als da zu sitzen, in entspannter Atmosphäre und einfach zuzuhören. 

DOMRADIO.DE: Was sagen denn die Camper? Sind die offen für diese Zeltkirche auf ihrem Campingplatz? 

Cersovsky: Offener als sonst. Das sagen zumindest alle, die da sind. Wir haben sehr viele Gäste, die sagen: Ich hab mit Kirche am Ort zu Hause eigentlich gar nichts zu tun. Aber hier habe ich Zeit und Lust, mich einfach damit zu beschäftigen. Oft werden wir auch gefragt, warum wir das überhaupt machen. Und das ist natürlich genau der Grund, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die wir sonst nie kennenlernen würden. Das ist, glaube ich, für alle Seiten spannend. 

DOMRADIO.DE: Was für Themen werden denn dann in solchen Gesprächen besprochen? 

Cersovsky: Wir hatten in der letzten Woche eine Frau, die über ihre Diagnose, die sie kurz vorher bekommen hatte, erzählen wollte, die das noch mit niemandem besprochen hatte und bei uns so ganz unverbindlich und anonym davon sprechen konnte. Es geht oft aber auch um Kinder, um Familienprobleme. Jetzt im Augenblick natürlich auch um die ganzen Veränderungen, die Corona mit sich gebracht hat. Viele haben ihre Arbeit verloren oder konnten ihren Urlaub nicht so machen, wie sie es eigentlich geplant hatten. Oder es gab Probleme, die Großeltern zu versorgen. Da sind viele Dinge zusammengekommen.

In den vergangenen Jahren waren das ganz unterschiedliche Sachen. Viele problematische Situation, aber auch viele persönliche Erfahrungen, die Menschen mit ihrem Glauben gemacht hatten, positive wie negative. Auch Probleme mit dem Bodenpersonal, auch da positive und negative Erfahrungen.

Das Interview führte Verena Tröster.


Das Kirchenzelt bietet viele Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche / © Katrin Volk (ekir)
Das Kirchenzelt bietet viele Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche / © Katrin Volk ( ekir )
Quelle:
DR , ekir