Seelsorgliche Hilfe nach Zoo-Brand gefragt

"Die Menschen brauchen jemanden, der zuhört"

Der Brand im Krefelder Zoo hatte für Entsetzen gesorgt. Mehr als 30 Tiere starben. Die mutmaßlichen Verursacherinnen stellten sich sehr schnell der Polizei. Nun ist seelsorgliche Hilfe gefragt – auch bei den zahlreichen Tierpflegern.

Kerzen und Plüschtiere als Zeichen der Trauer / © Roland Weihrauch (dpa)
Kerzen und Plüschtiere als Zeichen der Trauer / © Roland Weihrauch ( dpa )

Nach dem Brand im Krefelder Zoo zollt ein Feuerwehrseelsorger den mutmaßlichen Verursacherinnen Respekt für ihre Ehrlichkeit. Jetzt könne auch für die Frauen die persönliche Verarbeitung beginnen, sagte Frank Josef van de Rieth am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Wenn ich weiß, ich habe eine indirekte, eine mittelbare Beteiligung am Geschehen, kann ich anfangen, mich damit auseinanderzusetzen."

Eine Mutter und ihre beiden erwachsenen Töchter aus Krefeld hatten sich nach dem Zoo-Brand freiwillig bei der Polizei gemeldet und angegeben, dass sie in der Silvesternacht mehrere von Hand beschriebene Himmelslaternen aufsteigen haben lassen. Die Ermittler gehen davon aus, dass eine dieser Laternen das Affenhaus entzündet hat. Mehr als 30 Tiere - darunter auch Menschenaffen - starben bei dem Brand.

Pfarrer van de Rieth möchte nach bisherigem Kenntnisstand nicht von einer moralischen Schuld der Frauen sprechen: "Da ist niemand, der frei und bewusst entschieden hat: Ich möchte jetzt das Affenhaus anzünden." Die Krefelderinnen würden sich sicherlich trotzdem schuldig fühlen. Viele Menschen rechneten es ihnen positiv an, dass sie sich bei der Polizei gemeldet hätten. Häufig falle in diesem Zusammenhang das Wort Anstand, sagte der Seelsorger, der auch Feuerwehrleute begleitet, die während der Brandnacht im Einsatz waren. "Dass das anerkannt wird hier in der Stadt, das finde ich toll", sagte van de Rieth.

Ein Team von Seelsorgern begleitet auch die Tierpfleger, denen es Notfallseelsorger Dietmar Krebbers zufolge nicht gut geht. "Die Menschen brauchen jetzt jemanden, der zuhört. Die Pfleger haben eine sehr starke emotionale Bindung zu den Tieren", erklärte der Koordinator der ökumenischen Notfallseelsorge Krefeld. Im Laufe des Freitages hätten mehrere Gespräche stattgefunden. Er und sein Team würden Zoo-Mitarbeiter weiter auf Zuruf begleiten. Krebbers war auch am Neujahrsmorgen am Brandort. "Die Tierpfleger haben einen ganz wesentlichen Bezugspunkt ihres Lebens verloren."

Echte Reue hilft mit der Schuld zu leben

Unterdessen hat auch der Psychologe Rolf Schmiel die Entscheidung der drei mutmaßlichen Verursacherinnen des Großbrands im Krefelder Zoo, sich bei der Polizei zu melden, als entscheidenden Schritt gewürdigt. Wenn man öffentlich zu seiner Schuld stehe, habe man auch die Chance, Solidarität und Vergebung zu erfahren, sagte Schmiel am Freitag im WDR5-"Morgenecho". Es helfe am meisten, von Anfang an Verantwortung für den Fehler zu übernehmen.

Verantwortung für seine Taten zu übernehmen, verhindere auch eine Verdrängung der Schuld, erklärte Schmiel. Wenn man diese jedoch wegschiebe und dann von ihr wieder eingeholt werde, führe dies zu psychischen Erkrankungen. Wer jedoch echte Reue spüre, werde mit der Zeit besser mit der Schuld leben können, sagte der Fachmann. Mit ihrem Schritt, sich den Behörden zu offenbaren, hätten sich die Frauen anständig verhalten.

In der jetzigen Situation ist es nach den Worten von Schmiel wichtig, dass die Frauen, deren sogenannten Himmelslaternen in der Silvesternacht den Brand im Affenhaus des Krefelder Zoos mutmaßlich verursachten, viel darüber reden. Auch ihre Familien und ihr Umfeld sollten in der kommenden Zeit für sie da sein, um sie emotional aufzufangen. "Was unsere Seele belastet, müssen wir uns wirklich von der Seele reden", erläuterte der Psychologe. Sollte das für das Umfeld zu schwer zu ertragen sein, seien auch professionelle Seelsorger in solchen Situationen da.

Gegen die Frauen, die sich am Neujahrstag bei der Polizei gemeldet hatten, wird wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt. Die bundesweit verbotenen Himmelslaternen bestehen aus Papier, werden mit einer Kerze oder Brandpaste erhitzt und schweben wegen der Hitzentwicklung durch die Luft. Nach Angaben der Krefelder Polizei waren die fünf Laternen im Internet gekauft worden.


Brand im Krefelder Zoo / © Andreas Drabben (dpa)
Brand im Krefelder Zoo / © Andreas Drabben ( dpa )

Mitarbeiterinnen der Notfallseelsorge / © Maja Hitij (dpa)
Mitarbeiterinnen der Notfallseelsorge / © Maja Hitij ( dpa )
Quelle:
KNA , epd