Neue Beichtmöglichkeit in einer Seilbahn-Gondel

Seelenheil in schwindelnder Höhe

Ein Beichte zwischen Himmel und Erde ablegen? Im oberösterreichischen Bad Ischl ist dies nun möglich. Dort nimmt Stadtpfarrer Christian Öhler neuerdings die Beichte während der Gondelfahrt zum Berg Katrin ab. Wie kam es zu dieser Idee?

Seilbahn-Geschäftsführer Johannes Aldrian, Diözesanbischof Manfred Scheuer und Stadtpfarrer Christian Öhler (v. l. n. r.) / © Lenzenweger (Diözese Linz)
Seilbahn-Geschäftsführer Johannes Aldrian, Diözesanbischof Manfred Scheuer und Stadtpfarrer Christian Öhler (v. l. n. r.) / © Lenzenweger ( Diözese Linz )

DOMRADIO.DE: Wie sieht so eine Gondel aus?

Pfarrer Christian Öhler (Dechant und Stadtpfarrer Bad Ischl): Grundsätzlich gibt es mehrere sogenannte Themengondeln auf die Katrin hinauf. Zum Beispiel gibt es auch eine Hochzeitsgondel, es haben verschiedene Firmen eine Gondel gestaltet, und unsere Gondel spricht von der Form und auch von der Farbe her die Sprache unserer Stadtpfarrkirche in Bad Ischl. Sie hat diese rosa Farbe, wie sie auch unsere Kirche hat und innen gelb-goldene Verkleidungen. In unserer Kirche findet man auch sehr oft auch die Farbe Gold. Die Gondel ist also unserer Stadtpfarrkirche nachgebildet.

DOMRADIO.DE: Und auch die Fenster der Gondel sind Kirchenfenster?

Öhler: Ja, genau.

DOMRADIO.DE: Wie genau sind Sie auf diese Idee gekommen, das überhaupt umzusetzen?

Öhler: Es gibt schon seit vielen Jahren in der Stadtpfarrkirche Bad Ischl eine sogenannte Zeit zum Zuhören. Das findet am Freitagnachmittag statt und da ist immer ein Seelsorger – oder seit jüngster Zeit auch eine Seelsorgerin – in unserer Kirche in einem Ausspracheraum.

Da gibt es die Möglichkeit zum Reden und zum Zuhören. Ich glaube, dass wir das heute mehr denn je brauchen. Da reden wir noch gar nicht von Beichte im engeren Sinn, sondern einfach von einer Zeit zum Aussprechen. Und Menschen, die hierher kommen, können sich dann auch segnen lassen oder sie können diese Aussprache, wenn sie das auch zum Ausdruck bringen, als Beichte gestalten. Das ist eigentlich ein sehr offener Zugang.

DOMRADIO.DE: 15 Minuten dauert die Fahrt hoch auf den Berg. Glauben Sie, man kann in luftiger Höhe vielleicht auch besser offen sprechen, weil man irgendwie losgelöst ist?

Öhler: Ja, ich denke, deswegen geht man ja auch hinaus in die Natur, weil es befreit. Früher war Beichte vom Verständnis her eher etwas anderes. Es hatte etwas von Kontrolle und hat in diesen engen Beichtstühlen stattgefunden. Man hat die Sünden so irgendwie hergesagt und hat dann die Absolution bekommen.

Wir haben heute einen anderen Zugang. Wir orientieren uns an Jesus und seinen heilenden Begegnungen mit Menschen. Und als er einmal gefragt worden ist: Wenn mir jemand Böses tut, wie oft muss ich ihm verzeihen? Sieben Mal? Und er hat gesagt: 77 Mal – also so oft es nötig ist. Es gibt auch dieses wunderbare Wort: "Kommt zu mir, wenn ihr Lasten zu tragen habt. Ich will euch aufatmen lassen." Ich will euch erquicken, heißt es in einer älteren Übersetzung. Die Begegnung mit Jesus in der Beichte und in der Aussprache soll den Menschen versöhnen, heilen, aufrichten und aufatmen lassen. Und das ist es ja oft gerade nicht, was man mit Beichte bisher verbunden hat.

Das Interview führte Verena Tröster.


Seilbahn auf den Berg Kartin bei Bad Ischl / © BBA Photography (dpa)
Seilbahn auf den Berg Kartin bei Bad Ischl / © BBA Photography ( dpa )
Quelle:
DR