Große Trauer nach Bustragödie auf Madeira

Schockzustand und Trauer

Trauer auf der portugiesischen Urlaubsinsel Madeira. Dort sind bei einem Busunglück 29 Menschen ums Leben gekommen – unter ihnen viele Deutsche. Die Pfarrerin der Deutschsprachigen Evangelischen Kirche auf Madeira lobt den Einsatz der Helfer.

Schweres Busunglück auf Madeira / © Rui Silva/Aspress/Global Imagens (dpa)
Schweres Busunglück auf Madeira / © Rui Silva/Aspress/Global Imagens ( dpa )

"Es wurden sofort Menschen auf der Insel gesucht, die Deutsch sprechen. Obwohl die Ärzte und Schwestern sich rührend um die Verletzten bemühen und kümmern, ist es aber immer wichtig, doch die Muttersprache zu hören und ein paar Worte der Aufmerksamkeit zu bekommen", sagte die Ilse Everlien Berardo in der RTL-Sendung "Guten Morgen Deutschland" am Donnerstag.

Die Menschen seien sehr ruhig gewesen. "Sie sind natürlich in einer Art Schockzustand, sie haben die schrecklichen Bilder vor Augen", sagte Berardo dem Sender. "Eine verletzte Dame sagte, ich glaube, ich habe meinen Lebenspartner verloren. Auch sie ist natürlich in diesem Schockzustand. Und die Krankenschwestern und Ärzte waren wirklich rührend mit dieser Situation im Umgang mit den Menschen."

Viele Deutsche unter den Opfern

Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa erklärte portugiesischen Medienberichten zufolge am späten Mittwochabend, dass nach seinen Informationen alle Todesopfer aus Deutschland stammen. Das Auswärtige Amt rechnet zwar mit Opfern aus Deutschland, machte am Donnerstagmorgen aber keine näheren Angaben. Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert sprach bei Twitter von entsetzlichen Nachrichten aus Madeira.

Der Reisebus war am Mittwochabend in der Gemeinde Caniço, in der die Urlauber im Hotel "Quinta Splendida" die Osterferien verbrachten, in einer Kurve von der Fahrbahn abgekommen und eine Böschung hinunter auf ein Wohnhaus gestürzt. Auf einem im Internet verbreiteten Video war zu sehen, wie er sich an dem steilen Abhang mehrmals überschlug. Fotos zeigten das zerstörte Wrack auf der Seite und teilweise auf einem roten Ziegeldach liegend.

Die Zeitung "Observador" berichtete von insgesamt 57 Menschen an Bord. Sie waren unterwegs zu einem typisch madeirischen Abendessen in der Hauptstadt Funchal, als gegen 18.30 Uhr das Unglück passierte. Verletzt wurden dabei nach Informationen des Blattes 27 Menschen. Zwei konnten das Krankenhaus demnach bereits wieder verlassen, mehrere andere mussten operiert werden. Unter den Verletzten seien zwei Portugiesen: der Fahrer und ein Fremdenführer. Bei den Toten soll es sich dem Blatt zufolge um 11 Männer und 18 Frauen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren handeln. Sie wurden in eine eigens eingerichtete Leichenhalle am Flughafen von Funchal gebracht.

"Mit großer Erschütterung haben wir von dem tragischen Busunglück auf Madeira erfahren. Wir müssen leider davon ausgehen, dass Opfer aus Deutschland sind", twitterte das Auswärtige Amt am späten Abend. "Unser Mitgefühl gilt ihren Familien und Freunden." Portugals Ministerpräsident António Costa kondolierte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Portugals Präsident de Sousa wollte im Laufe des Tages mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprechen.

Die portugiesischen Streitkräfte stellten drei Militärflugzeuge zur Verfügung, um Betroffene notfalls schnell auf das Festland transportieren zu können. Die Regionalregierung ordnete eine dreitägige Trauerzeit für die im Atlantik gelegene Insel an.

Unfallursache unklar

Das Auswärtige Amt in Berlin richtete einen Krisenstab ein. Die deutsche Botschaft stehe in engem Kontakt mit den portugiesischen Behörden auf Madeira, um die Identität der Opfer zu klären und den Verletzten beizustehen, twitterte das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes. Nach Angaben von Tui und Thomas Cook Group vom Donnerstagmorgen handelte es sich bei der Gruppe in dem Reisebus nicht um Touristen dieser beiden Konzerne.

Die Unfallursache war am Morgen weiter unklar. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein. Der Inhaber des Unglücksfahrzeugs sagte den Ermittlungsbehörden seine uneingeschränkte Kooperation zu. Laut Medienberichten könnte ein mechanisches Problem der Grund gewesen sein - entweder ein Bremsausfall oder ein eingeklemmtes Gaspedal. Der Vizepräsident der Regionalregierung, Pedro Calado, nannte jegliche Mutmaßungen zu der Unglücksursache "verfrüht".


Quelle:
dpa