Deutsche Pfarrerin steht Madeira-Überlebenden bei

"Die Seele leidet"

Bei einem Busunglück auf der portugiesischen Ferieninsel Madeira sind am Mittwochabend mindestens 29 Menschen ums Leben gekommen. Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa bestätigte, dass es sich bei den Toten um Deutsche handelt.

Autor/in:
Thomas Hauser
Madeira Busunglück / © Rui Silva/Aspress/Global Imagens/AP (dpa)
Madeira Busunglück / © Rui Silva/Aspress/Global Imagens/AP ( dpa )

Laut Medienberichten sollen 27 weitere Insassen teils schwer verletzt in das Krankenhaus der Hauptstadt Funchal eingeliefert worden sein.

Die Pfarrerin der Deutschsprachigen Evangelischen Kirche auf Madeira, Ilse Everlien Berardo, war vor Ort im Krankenhaus und sprach mit Überlebenden. "Ich bin natürlich schockiert. Das ist eine Katastrophe", sagt sie im Gespräch mit FOCUS Online. Als sie die Nachricht erhalten habe, sei sie sofort in die Klinik geeilt, um zu helfen.

"Bei solchen Unfällen leidet die Seele"

Dort habe sie mit vielen Verletzten gesprochen. "Die meisten sind sehr ruhig. Einige stehen unter Schock. Die Seele leidet bei so schrecklichen Unfällen", so Berardo. Sie betont, wie aufopferungsvoll und rührend sich Schwestern, Ärzte, Sanitäter und Feuerwehrleute um die Verletzten kümmern. Sie habe den Eindruck, dass die Menschen spüren, mit wie viel Einsatz man sie versorgt.

Auch das Engagement der freiwilligen Helfer sei "riesig" gewesen, so Berardo. Es hätten sich sofort Menschen gefunden, die Deutsch sprechen, um zwischen Ärzten, Schwestern und Verletzten zu übersetzen. "Aufmunternde Worte in der Muttersprache sind in dieser Zeit besonders wichtig, das gibt ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen."

Tiefe Bestürzung auf Madeira

Auf der gesamten Insel herrsche tiefe Bestürzung, sagt die Pfarrerin. "Die Madeirenser sind ein sehr offenes und gastfreundliches Volk, da ist der Schock besonders schwer, dass Menschen, die die Schönheit der Insel genießen wollen, ums Leben gekommen sind." Madeira, als Blumeninsel für seine vielfältige Pflanzenwelt berühmt, ist bei Touristen sehr beliebt – die Zahl der Besucher steigt  Jahr für Jahr, 2017 waren es 1,3 Millionen.

Entsprechend groß war auch die Anteilnahme. So sei der katholische Bischof der Insel, Nuno Brás da Silva Martins, persönlich ins Krankenhaus gekommen und habe seine Unterstützung angeboten, sagt Berardo. Auch viele Politiker hätten sich bei ihr gemeldet, etwa der Repräsentant des portugiesischenStaatspräsidenten auf Madeira, Juiz Conselheiro Ireneu Cabral Barreto. "Das zeigt, wie groß der Zusammenhalt hier ist."

Obwohl die Pfarrerin gestern bis spät in der Nacht im Krankenhaus war und nur wenig geschlafen hat, will sie den Verletzten auch heute wieder beistehen und sich vor Ort um die Betroffenen kümmern. Nach wie vor ist nicht klar, warum der Reisebus am Mittwochabend in der Nähe von Funchal von der Straße abgekommen und einen Abhang hinunter auf ein Wohnhaus gestürzt war. Das Auswärtige Amt richtete einen Krisenstab ein, die deutsche Botschaft steht im Austausch mit den portugiesischen Behörden, um die Identität der Opfer zu klären.

Information: Der Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung von FOCUS Online bereitgestellt.


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