Bistum Augsburg organisiert Ehevorbereitung im Gebirge

"In den Bergen wie in der Ehe geht es runter und aufwärts"

Das Bistum Augsburg bietet neuerdings Ehevorbereitung im Gebirge an. Familienseelsorgerin Veronika Füllbier erklärt, warum beim Wandern gerade auch der Blick bergab von Bedeutung ist.

 (DR)

KNA: Frau Füllbier, warum wandern Sie mit Heiratswilligen in die Berge – damit die von oben nach unten schauen und so sehen, dass es bald mit ihnen talwärts geht?

Veronika Füllbier (Familienseelsorgerin und Organisatorin von Ehevorbereitungskursen im Bistum Augsburg): In gewisser Weise schon. Zumindest möchte ich den Teilnehmern einen differenzierten Blick auf ihre künftige Ehe nahelegen. Denn wenn wir eine Ehevorbereitung machen, stecken sie ja meist mitten in den Planungen für ihre Hochzeit und haben dabei manchmal eine rosarote Brille auf.

Mein Anliegen ist es, über das eigentliche Fest hinauszudenken, die Partnerschaft und das Familienleben langfristig zu festigen. Dazu gehört, sich klarzumachen, dass es in einer Ehe auch mal abwärts gehen kann. In den Bergen wie in der Ehe geht es mal runter und dann wieder aufwärts.

KNA: Gehen Sie deshalb in die Berge, weil die sich gut als Sinnbild anbieten?

Füllbier: Ja, auch. Das Gebirge ist aus mehreren Gründen ein idealer Ort für die Seelsorge. Draußen in der Natur ist man für Sinnes- und Schöpfungseindrücke einfach empfänglicher als drinnen – in den Bergen zumal, da man dort näher am Himmel ist und weil da alles unberechenbarer ist als im Flachland.

Plötzlich kann es einen Steinschlag geben, das Wetter dreht unverhofft. Und die vielen Bäche und Wasserfälle an unserem Weg verdeutlichen zum Beispiel, dass das Leben immer live ist. Alles ist in Bewegung, kleine und große Veränderungen sind jederzeit möglich. Das ist aber nicht alles.

KNA: Was noch?

Füllbier: Man lernt nach einer anstrengenden Wanderung auch die kleinen, vermeintlich selbstverständlichen Dinge wieder zu schätzen – eine Sitzbank, ein Glas Wasser, ein Bett. Auch das lässt sich auf eine Ehe übertragen – insofern, als man stets dankbar für seinen Partner oder seine Partnerin sein sollte, für das, was er oder sie für einen leistet. Es ist entscheidend, das dem Partner auch immer wieder zu sagen. Denn so entsteht Wertschätzung, und die hält eine Beziehung lebendig.

KNA: Wie vermitteln Sie solche Ratschläge?

Füllbier: Ich gebe beim Wandern Impulse. Ein Denkanstoß ist zum Beispiel, dass ich an einem Bach sage: Dieses laute Rauschen steht jetzt für die eigene Familie. Dann gehen wir weiter in einen Wald, das Rauschen wird leiser. Später hören wir einen zweiten Bach plätschern.

Der steht jetzt für die Familie des Partners, sage ich und frage: Wie laut soll welcher Bach in Zukunft in Ihrer eigenen neuen Familie zu hören sein? Auf solche Fragen präsentiere ich hinterher keine allgemeine Lösung. Die Leute sollen vielmehr ins Nachdenken kommen, um ihr Leben und ihre Ehe bewusst zu gestalten.

KNA: Nun ist Ihr Angebot ein kirchliches. Welche Rolle spielen Gott und Glauben dabei?

Füllbier: Sich Gott anzuvertrauen ist die Basis für alles andere. Das ist mir ganz wichtig! Auch sind wir ja in Gottes Schöpfung unterwegs, ich zitiere Worte des Papstes aus seinem Ehe- und Familienschreiben "Amoris laetitia" und am Abend feiern wir eine Heilige Messe.

KNA: Was für Menschen sind bisher zu Ihrem Programm gekommen?

Füllbier: Die meisten sind zwischen 25 und 35 Jahre alt und im katholischen Leben verwurzelt. Die wünschen sich dann, ihren Glauben zu vertiefen und in diesem begründete Anstöße für ihr bevorstehendes Eheleben zu bekommen.

KNA: Und dabei sind sich die Paare dann immer zur Gänze einig?

Füllbier: Ich habe schon erlebt, dass bei eintägigen Seminaren ein Teil zunächst motivierter war als der andere. Aber bisher ist noch immer jeder Unwille spätestens dann verflogen, wenn die Teilnehmer gemerkt haben, was das Ganze soll: unterm Strich nämlich Scheidungsprävention bieten und die Beziehung auf Dauer lebendig und glücklich halten.

Christopher Beschnitt


Quelle:
KNA