Ökumenischer Gottesdienst bringt Leben zurück auf den Platz in Münster

"Ein Versuch, die Sprachlosigkeit zu überwinden"

Ein ökumenischer Gottesdienst erinnerte an diesem Mittwoch an die Opfer der Amokfahrt in Münster. Mit dem Gedenken solle aber auch wieder ein wenig das Leben auf den Platz zurückkehren, sagt Hans Bernd Köppen, Pfarrer der dortigen Gemeinde.  

Auf Münsters Kiepenkerl-Platz soll langsam wieder Leben einkehren / © Ina Fassbender (dpa)
Auf Münsters Kiepenkerl-Platz soll langsam wieder Leben einkehren / © Ina Fassbender ( dpa )

DOMRADIO.DE: Gefeiert wurde der Gottesdienst von Pfarrerin Ulrike Krüger von der evangelischen Apostelgemeinde und Domkapitular Hans Bernd Köppen, Pfarrer von St. Lamberti. Pfarrer Köppen, wie war die Stimmung auf dem Platz beim Gottesdienst?

Domkapitular Hans Bernd Köppen (Pfarrer von St. Lamberti): Das war wirklich eine sehr dichte Atmosphäre, es sind rund 100 Menschen gekommen. Wir haben es ja nicht groß bekannt gemacht. Es ging vor allem darum, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Restaurants, die Anwohner - also alle, die auf eine ganz eigene Art von diesem Amoklauf betroffen waren - eine Gelegenheit bekommen haben, der Toten und der Opfer zu gedenken. Ziel war es, dass sie sich um die eigenen Verwundungen kümmern, mit dem Gottesdienst aber auch wieder ein wenig in das Leben zurückzukehren, das jetzt auf dem Platz wieder beginnen soll.

DOMRADIO.DE: Viele Fragen sind und bleiben wohl offen, wie haben Sie beide das aufgegriffen?

Köppen: Wir haben natürlich zunächst einmal versucht, das Gedenken aufzugreifen - an die, die durch den Amoklauf das Leben verloren haben und an die Verletzten. Dann haben wir aber natürlich auch derer gedacht, die das alles erlebt haben. Ich habe das selber von Angehörigen gehört, die dabei gewesen sind. Die sagen, dass die Schreie immer noch in ihren Ohren klingen.

Dasselbe haben mir heute auch noch mal Mitarbeiter aus den Restaurants gesagt. Ich finde es ganz wichtig, dass wir daran denken, dass es ja keine Unbeteiligten sind, die da jetzt etwas machen. Sondern es sind Menschen, die von dieser Amokfahrt zutiefst in ihrem Leben betroffen sind. Jetzt müssen sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehren und damit auch in das Leben.

DOMRADIO.DE: Wie wichtig ist es da, dass die beiden Kirchen zusammen so ein ökumenisches Gedenken angeboten haben?

Köppen: Es war den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Leitern der beiden Gaststätten und auch der Kaufmannschaft vor Ort sehr wichtig, dort einen gemeinsamen Punkt zu setzen. Es ist vielleicht auch ein kleiner Versuch, gemeinsam die Sprachlosigkeit zu überwinden. 

DOMRADIO.DE: Wie geht es auf dem Platz jetzt weiter?

Köppen: Die Tische stehen seit heute Morgen wieder, zumindest an einigen Stellen. Es ist nicht die komplette Bestuhlung, aber erste Gäste haben heute Morgen auch schon wieder Platz genommen. Das war sehr angenehm, dass im Grunde auch schon während der Andacht wieder Leute an den Tischen saßen. Es macht deutlich, dass in Münster viele Menschen gewillt sind, ihre Solidarität zu zeigen und den Platz wieder mit Leben zu füllen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR