Geschäftsführer der Duisburger Werkkiste zum Josefstag

Brücke zwischen analoger und digitaler Welt

Der Josefstag hebt als bundesweiter Aktionstag die gesellschaftliche Teilhabe benachteiligter junger Menschen hervor. Die Duisburger Werkkiste als Einrichtung des Bistums Essens ist ein Beispiel für die aktive Unterstützung Jugendlicher.

 (DR)

DOMRADIO.DE: "Leben 4.0 – Jugend braucht Perspektive" ist das bundesweite Motto für den Josefstag. Wie ist das zu verstehen? Heißt das, Jugendliche verbringen zu viel Zeit im Internet – bei Instagram und Online-Spielen?

Norbert Geier (Geschäftsführer der Duisburger Werkkiste): Wir verstehen das so, dass viele unserer Jugendlichen durchaus mit der digitalen Welt in Kontakt sind – über Instagram, generell über ihre Smartphones, über Online-Spiele. Wir sehen unsere Aufgabe darin, die jungen Menschen auch mit der Digitalisierung als solches, also der Wertschöpfungskette im Arbeitsalltag, zu konfrontieren. Damit stimmen wir auch die berufliche Bildung ab, so haben diese Jugendlichen eine bessere Chance in der digitalen Welt.

DOMRADIO.DE: Duisburg-Marxloh wird in der Außenwahrnehmung als Problemviertel wahrgenommen. Welchen Herausforderungen sind die Jugendlichen bei Ihnen im Stadtteil ausgesetzt? 

Geier: Duisburg-Marxloh ist ein Stadtteil, der eine bunt gemischte Bevölkerung hat, wo viele Menschen ärmer sind und auch über Jahre keine Perspektive haben. Wir haben ein Nebeneinander von verschiedenen Kulturen und nach Jahren der Resignation hier auch etwas geschaffen, wo es um einen Aufbruch geht. Es geht darum, dass wir hier stärkeres Engagement auch jenseits der klassischen bürgerlichen Tätigkeiten haben, das sind kleine Initiativen. Wir wollen den Jugendlichen zeigen, dass man hier mit viel Eigeninitiative auch gut in der Gesellschaft Fuß fassen kann.

DOMRADIO.DE: Sie arbeiten mit den Jugendlichen in der Duisburger Werkkiste. Wie sieht diese moderne katholische Jugendarbeit aus? 

Geier: Die moderne katholische Jugendarbeit sieht genauso aus, wie die ganz einfache, klassische Arbeit mit Menschen. Das heißt wir möchten, dass der Jugendliche selber seine Würde entdeckt und dadurch Hoffnung und Zuversicht finden kann. Wir möchten Werte vermitteln. Das heißt unsere Mitarbeiter, unsere Lehrer, unsere Ausbilder stehen erstmal als Mensch sehr positiv den Jugendlichen gegenüber und möchten ihnen helfen ihre Perspektive zu entdecken. Man kann es eigentlich mit dem Klassiker sagen: "Was du für einen geringsten meiner Brüder getan hast, das hast du mir getan." Ich glaube, dass es darum hier in Marxloh geht, eine christliche Flagge zu zeigen.

DOMRADIO.DE: Dabei spielt die Konfession bei den Jugendlichen vermutlich gar keine Rolle. Das ist ein ganz niederschwelliges Angebot bei Ihnen? 

Geier: Ja, bei uns kommen Jugendliche aller Ethnien, aller Religionen zusammen. Wir zeigen eigentlich ein positives christliches Bild.

DOMRADIO.DE: Der Josefstag soll kirchlichen und politischen Entscheidungsträgern zeigen, wie die Alltagssituation der jungen Menschen aussehen. Dazu gibt es bei Ihnen an diesem Freitag eine Veranstaltung. Was haben Sie geplant?

Geier: Wir haben am Freitag die Beigeordneten der Stadt Duisburg eingeladen, den Landtagsabgeordneten Herrn Börner, den Stadtdechanten Pfarrer Winkelmann. Es geht darum, den Kirchenpolitikern und den Politikern zu zeigen, wie man mit diesen Jugendlichen gemeinsam etwas erarbeiten kann. Wir möchten die Brücke zwischen der analogen Welt und der digitalen Welt bauen. Mit den Menschen zusammen wollen wir etwas aufbauen, was über "Alexa" bestellt wird und zeigen, wie eine Bestellung bei einem Onlinehändler dann doch sehr analog und händisch ausgeführt wird. 

Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR
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