Schausteller-Seelsorger über die Sorgen auf der Kirmes

"Es wird immer schwieriger"

Die größte Kirmes am Rhein ist in vollem Gange: die Rheinkirmes in Düsseldorf. Für die Menschen, die dort arbeiten, steckt das mobile Leben voller Herausforderungen, weiß Pfarrer und Schaustellerseelsorger Sascha Ellinghaus.

Pfarrer Ellinghaus tauft Kinder im Zirkuszelt  / © Stefan Nolte
Pfarrer Ellinghaus tauft Kinder im Zirkuszelt / © Stefan Nolte

domradio.de: Welche Rolle spielt die Kirche denn auf der Kirmes?

Pfarrer Sascha Ellinghaus (Leiter der Zirkus- und Schaustellerseelsorge): Ich denke, dass sie auf der Rheinwiese in besonderer Weise zu Hause ist. Im Schützenfeld hängt auch das große Wappen der Schützengesellschaft mit dem Spruch "Nihil sine deo" - "Nicht ohne Gott". Und ich denke, dass da die Zirkus- und Schaustellerseelsorge der katholischen Kirche natürlich einen besonderen Platz hat.

domradio.de: Sie gehen, glaube ich, nicht mehr auf die Fahrgeschäfte drauf. Fühlen Sie sich dennoch wohl auf der Kirmes?

Ellinghaus: Ich fühle mich wegen des Dienstes dort sehr zu Hause. Ich kenne durch meine seelsorgerische Tätigkeit viele Menschen. Ich nehme den Auftrag der Kirche dort gerne wahr. Wobei für mich sind die Attraktion nicht die Neuigkeiten – die kenne ich von den vielen Kirmesplätzen in ganz Deutschland, wenn ich die Schausteller dort besuche, ihnen die Sakramente spende und mit ihnen Gottesdienste feiere.

domradio.de: Taufen, Hochzeiten sind ein großes Thema für die Schausteller. Aber so ist Leben ja nicht immer einfach, wenn man unterwegs ist. Mit welchen Sorgen kommen die Schausteller auch manchmal zu Ihnen?

Ellinghaus: In den letzten Jahren sind besonders die steigenden Kosten und Auflagen ein Thema bei den Schaustellern. Es ist nicht mehr so einfach mit einem großen Geschäft durch Deutschland zu reisen – denn hinzukommen immer mehr Transportkosten, Sicherheitsauflagen, Sicherheitsprüfungen und Abgaben an die Städte. Das sind gewaltige Kosten, die drum herum gestiegen sind. So schnell kann man Fahrpreise nicht erhöhen, um diese Kosten wieder reinzufahren. So wird es wieder schwieriger, für die Familien mit großen und immer wieder neu erwarteten Attraktionen rumzureisen. Aber ich sehe dennoch ganz viele engagierte Menschen unter den Schaustellern und Zirkusleuten, die immer wieder versuchen diese schöne Unterhaltungsattraktion zu den Menschen zu bringen – oft mit großem Einsatz der ganzen Familie. Dafür dürfen wir sehr dankbar sein.

domradio.de: Familie ist das Stichwort. Gibt es eigentlich eine Kinderbetreuung?

Ellinghaus: Auf der Düsseldorfer Rheinkirmes ist die Besonderheit, dass wir in Trägerschaft der katholischen Zirkus- und Schaustellerseelsorge einen mobilen Kindergarten für die Kinder der Schausteller anbieten. Die Rheinkirmes ist eine der zeitintensivsten Kirmessen.

Und damit sich die Leute zumindest am Nachmittag auf das Geschäft konzentrieren können, bieten wir jeden Nachmittag eine mobile Kinderbetreuung auf der Rheinwiese an, in Zusammenarbeit mit einem katholischen Kindergarten in Düsseldorf. Seit vielen Jahren werden uns Betreuerinnen zur Verfügung gestellt. Wir versuchen so dort ein entlastendes Angebot für unsere Schausteller zu machen. Wir sind dabei aber auch auf Einzelspenden und die Unterstützung des Schützenvereins angewiesen, damit wir das finanziell bewältigen können. Die letzten Jahre hat das immer wunderbar geklappt. Ich hoffe, da für unsere Schausteller auf eine gute Zukunft.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR