Bewegender Trauergottesdienst für Herner Mordopfer

Hunderte nehmen Abschied

Blumen, Kerzen und Umarmungen: Die Menschen in Herne sind noch immer geschockt von der Ermordung des neunjährigen Jaden und des 22-jährigen Christopher. In einem Gottesdienst nehmen Hunderte Abschied von den beiden Gewaltopfern.

Trauer vor der Herz-Jesu Kirche für die Opfer von Herne / © Caroline Seidel (dpa)
Trauer vor der Herz-Jesu Kirche für die Opfer von Herne / © Caroline Seidel ( dpa )

In einem bewegenden Trauergottesdienst haben am Mittwoch in Herne Angehörige und Bürger Abschied von den beiden Opfern des mutmaßlichen Mörders Marcel H. genommen. Zum Gedenken an den neunjährigen Jaden und den 22-jährigen Christopher wurden in der ökumenischen Trauerfeier in der Herz-Jesu-Kirche im Stadtteil Wanne-Eickel zwei Kerzen entzündet. "Wir sind in unseren Grundfesten erschüttert worden", sagte der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Herne, Reiner Rimkus, in seiner Ansprache. Im Licht dieser Kerzen liege jedoch Gottes Verheißung verborgen, "dass der Tod besiegt ist, dass Elend und Trauer nicht die letzte Macht haben".

Mitschüler und Familien trauern

Der Gottesdienst in der Kirche mit über 500 Plätzen wurde über Lautsprecher auch auf den Platz vor dem Gotteshaus übertragen, wo sich mehr als 200 weitere Menschen versammelt hatten. Mitschüler des kleinen Jaden trugen Pakete nach vorne, auf denen sie mit Begriffen wie Hilflosigkeit, Traurigkeit und Unsicherheit ihre Gefühle zum Ausdruck brachten. Eltern und Lehrer der Laurentiusschule, die Jaden besucht hatte, sprachen über Angst und Wut, mit denen man lernen müsse umzugehen.

Zugleich erinnerten sie daran, dass es überall auf der Welt unschuldige Menschen gebe, die Opfer brutaler Gewalt würden. Sie dürften auch in solch schweren Stunden nicht vergessen werden. Da Jadens Schule von vielen muslimischen Kindern besucht wird, las eine muslimische Theologin in arabischer und deutscher Sprache Verse aus dem Koran, die nach ihren Worten im Islam zum Gedenken an Verstorbene gesprochen werden.

Leben wagen

Superintendent Rimkus hob in seiner Ansprache hervor, dass die Menschen mit Mut den Fragen begegnen sollten, wie es jetzt weitergehe und "wie wir wieder Leben wagen können". Eine tiefe Trauer und eine grundsätzliche Angst würden bleiben und es brauche Zeit, damit umzugehen, sagte der evangelische Theologe. Viele hätten sich in den vergangenen Tagen in den Arm genommen - "oft einfach schweigend, weil Worte fehlen, dennoch in tiefer innerer Verbundenheit". Einander zu umarmen, spende Trost und gebe Halt und Mut.

Gottesdienst mit Politikern

An der Gestaltung des ökumenischen Gottesdienstes wirkten auch der katholische Dechant für das Dekanat Emschertal, Norbert Walter, und die Klassenlehrerin von Jaden mit. Auch Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) und zahlreiche Vertreter aus Politik und Verwaltung nahmen an dem Gottesdienst teil.

Mord und Suizidversuch

Der 19-jährige Marcel H. war am vergangenen Donnerstag von der Polizei in Herne festgenommen worden. Er soll beide Opfer mit insgesamt mehr als hundert Messerstichen umgebracht haben. Nach Angaben der Polizei hat er die Taten gestanden. Als Motiv für den Mord am neunjährigen Jaden nannten die Ermittler Mordlust, nachdem zuvor ein Suizidversuch gescheitert sei. Anschließend sei Marcel H. in die nahegelegene Wohnung seines Bekannten Christopher geflüchtet. Der 22-Jährige sei getötet worden, nachdem er gedroht habe, die Polizei zu rufen.


Quelle:
epd