Diakon Markus Fuhrmann kümmert sich um Urlauber auf Norderney

Gemeinde am Meer

Manche wollen sonntags in den Gottesdienst gehen. Andere freuen sich auf den Strandspaziergang mit christlichen Liedern. Die Touristen auf Norderney müssen auf Kirche nicht verzichten. Diakon Markus Fuhrmann erzählt davon im domradio.de-Interview.

Spaziergang am Strand / © dpa (dpa)
Spaziergang am Strand / © dpa ( dpa )

domradio.de: Norderney ist eine beliebte Urlaubsinsel. Viele Menschen besuchen jedes Jahr die Insel nach dem Motto: 'So, jetzt bin ich erstmal weg und genieße die freie Zeit.' Ist diese Lebensgefühl auch eine wichtige Grundlage für das, was Sie als Urlaubsseelsorge anbieten?

Diakon Markus Fuhrmann (Gemeindearbeit und Urlaubsseelsorge auf Norderney): Ja, dieses Lebensgefühl ist sicher eine Grundlage - und auch der Zustand, in dem viele Menschen hierher kommen, um sich zu erholen. Viele sind einfach sehr kaputt vom Arbeits- und Familienalltag, verbringen ein paar Tage hier und wollen sich ganz schnell und ganz intensiv in kurzer Zeit erholen. Das klappt natürlich nicht immer. Wir versuchen mit unseren Angeboten - mit den Gottesdiensten, aber auch mit den sonstigen Angeboten - darauf zu reagieren und die Menschen zur Ruhe einzuladen, zum Nachdenken über sich und über Gott.

domradio.de: Was haben Sie sich einfallen lassen, um Urlauber in ihrer Stimmung zu treffen?

Fuhrmann: Unsere Pfarrkirche St. Ludgerus liegt ganz zentral und ist von morgens 8 bis abends 22 Uhr geöffnet - manchmal im Sommer sogar noch länger. Und die Kirche lädt viele Leute ein, einzutreten, den Raum wahrzunehmen, zur Ruhe zu kommen. Da knüpfen wir an: Am Vormittag um 11 Uhr findet zum Beispiel eine Kirchenführung statt, wo die Menschen etwas zum Schnuppern und Schmecken haben, also alle Sinne angesprochen werden. Das machen wir auch ökumenisch mit den evangelischen Kollegen und führen durch die insgesamt vier Kirchenräume dieser Insel. Wir machen auch Strandspaziergänge mit christlichen Texten und Liedern. Das wird sehr gut angenommen. Wir stellen ein Bedürfnis der Menschen fest, zur Ruhe und zu sich zu kommen.

domradio.de: Kommen die Touristen zu Ihnen oder gehen Sie auch mal raus und treffen die Menschen ganz unvorbereitet? Auf Texel ist die Kirche zum Beispiel in einem Pavillon am Strand präsent.

Fuhrmann: Am Strand sind wir nicht. Ich sitze gerade 300 Meter vom Strand entfernt. Ich kann das Meer riechen und hören. Sobald ich vor die Tür trete bin ich im Kontakt mit Urlaubern, die hier vorbeischauen. Wir sind Kirche am Weg, hier geht jeder dran vorbei. Da müssen wir nicht unbedingt am Strand präsent sein, der ist dem Baden und dem Spaß und Spiel vorbehalten. Das ergibt sich hier, dass die Urlauber mit uns in Kontakt kommen. Wir haben ja nicht nur eine Kirche, sondern auch noch eine zweite, die auch Bezug zu Köln hat: Sie ist von Dominikus Böhm, dem bekannten Kirchenbaumeister, 1931 erbaut worden.  

domradio.de: Was suchen die Urlauber eigentlich bei Ihnen? Mit welchen Fragestellungen stehen sie vor Ihnen?

Fuhrmann: Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt natürlich die klassischen Urlauber - zu denen ich mich auch zähle -, die schauen: Wo gehe ich sonntags in den Gottesdienst. Aber es gibt auch viele Menschen, die über die Jahre hinweg den Kontakt zur Kirche verloren haben oder wo sich der Kontakt gelockert hat. Die nutzen es dann und schauen sich die Kirche an. Das macht ja nach einer Statistik jeder zweite Deutsche, dass er sich im Urlaub einen Kirchenraum anschaut - egal, ob er konfessionell gebunden ist oder nicht. Da gibt es ganz unterschiedliche Zugänge: Es gibt die Kunstinteressierten, es gibt die, die Stille suchen, es gibt die, die Musik suchen - oder die, die ganz klassisch mit der Familie in den Gottesdienst gehen wollen. Da haben wir ein ganz breites Spektrum, auf das wir reagieren.

domradio.de: Bemerken Sie auch Wechselwirkungen zwischen den Touristen und den Einheimischen. Fühlt sich Kirchenleben auf Norderney anders an, weil man es da nicht mit einer jahrzehntealten, festen Gemeinschaft zu tun hat?

Fuhrmann: Ja. Es gibt recht viele Urlauber, die regelmäßig nach Norderney kommen und regelmäßig in die Gottesdienste gehen. Zum Teil kennen wir die mit Namen. Ganze Familien verbringen da zum Teil drei Wochen hier - wobei das der Ausnahmefall ist. Es haben sich tatsächlich auch schon Freundschaften und Kontakte zwischen Gemeindemitgliedern und Urlaubern ergeben. Es kommen auch Menschen, die in ihrer Heimatgemeinde zum Beispiel Orgel spielen und fragen, ob sie uns hier unterstützen können. An den Wochenenden verstärken Messdiener unter den Urlaubern unseren Altardienst. So gibt es Möglichkeiten, sich im Urlaub in der Gemeinschaft einzufügen und einfach seine Talente einzusetzen. Darum werben wir auch: Wenn jemand im Urlaub sein Talent schenken möchte, nehmen wir es gerne an.

Das Gespräch führte Daniel Hauser.


Quelle:
DR