"Digital detox" im Klosterurlaub

Einfach mal abschalten

"Digital detox", digitale Entschlackung, ist ein neuer Urlaubstrend für gestresste Manager und Medienschaffende. Preiswerter, auch schön spartanisch und offline, kann man das in Klöstern und Eremitagen haben.

Autor/in:
Von Angelika Prauß
Kloster Corvey (dpa)
Kloster Corvey / ( dpa )

Zur Ruhe kommen, den stressigen Alltag hinter sich lassen, ohne Smartphone oder Tablet unterwegs sein: Was findige Touristiker heutigen Zeitgenossen als "digital detox" - eine Art digitale Entschlackungskur als Urlaubsangebot für gestresste Manager und Medienschaffende - verkaufen, gibt es auch preiswerter: in Klöstern, ordenseigenen Gästehäusern und Eremitagen - Gesprächsangebote inklusive.

Oft abgelegen, an landschaftlich reizvollen Orten erwartet erschöpfte Menschen dort viel Ruhe und Erholung mit der Möglichkeit, wieder zu sich zu kommen. Klöster erfüllen mit ihren meist einfachen Gästezimmern die nötigen Kriterien, die anderswo werbewirksam angepriesen werden: keine die Ruhe störende Radioberieselung, kein freier Internetzugang, kein TV, kein Radio, kein Wecker, kein Telefon.

Schlechter Empfang für's Handy - guter für den Geist

Und manchmal auch schlechten Handy-Empfang. Wer etwa Verena Bauwens von den Armen-Schwestern vom Heiligen Franziskus auf ihrem Handy anruft, wird mitunter kurz um Geduld gebeten. "Ich muss kurz rausgehen in den Hof, dort habe ich besseren Empfang", sagt die 39-jährige Ordensfrau. Das sei im übrigen "in ganz vielen Klöstern so", erklärt Schwester Verena. "Fast alle Konvente, die nicht in einem normalen Wohnhaus untergebracht sind, haben dicke Mauern" - und befinden sich damit oft in einem Funkloch.

Ihre Gemeinschaft unterhält in der Eifelgemeinde Mechernich-Kommern das "Haus Averna". Dorthin ziehen sich auch Manager zurück, "die Stille suchen", so die Ordensfrau. Weil das Haus "ein Rückzugsort" sei, versuche man auch, Gäste für die Stille im offline-Modus zu sensibilisieren. "Keine Schwester sagt: Du musst dein Handy abgeben", stellt Schwester Verena klar. Es werde auch niemandem verboten, sein Smartphone mitzubringen. Stattdessen setze man auf die Einsicht.
Einige "Unbelehrbare" gebe es immer, die meinten, noch schnell neue Nachrichten checken zu müssen und sich dann über den fehlenden Empfang beschweren. Abstand vom Alltag zu bekommen, auf das eigene Ich zu hören - dafür sollen solche Tage dienen. So kann die Auszeit im Funkloch vielleicht wenigstens den Draht nach "oben" wieder beleben.

Kein Smartphone? Eine Herausforderung.

Für manche Menschen sind ein paar Tage ohne Smartphone und Co. durchaus eine Herausforderung. Das stellt auch Ruth Schönenberger OSB, Priorin des Priorats Tutzing der Missions-Benediktinerinnen, fest. Etwa bei Kloster-Exerzitien, "wo selbstverständlich das Handy ausgeschaltet bleibt und die Leute eine Woche lang schweigen". Wenn Leute das nicht kennen, hätten sie oft Angst vor dem Schweigen. "Aber wenn sie sich darauf einlassen, machen sie dadurch fast immer eine sehr gute Erfahrung."

In Marienfried am Rand von Würzburg unterhalten die Ritaschwestern eine Einsiedelei, das "Schiestlhäusle", ein kleines Häuschen im Garten, das ideal ist für den persönlichen Rückzug und für Zeiten der Stille. In der Einsiedelei und in den Gästezimmern im Kloster Marienfried gebe es "natürlich" Handy-Empfang, aber keinen Internetanschluss, erklärt Schwester Carmen Fuchs. "Wir lassen die Gäste auch nicht an unsere Computer", stellt die Ordensfrau klar. Wie die Gäste mit ihren digitalen Medien umgehen, liege in der Verantwortung der Gäste. "Würde ich im Begleit-Gespräch eine Abhängigkeit bemerken, wäre das bereits ein Thema, das es in dieser Auszeit zu bearbeiten gilt."

"Wir haben kein W-Lan"

Auf eigenverantwortliche Mediennutzung setzt auch das von Dominikanerinnen bewohnte Kloster Arenberg. Manche Gäste seien indes "ganz entsetzt, dass wir noch kein W-Lan anbieten können", sagt Empfangsmitarbeiterin Natascha Erbes. Andere lassen sich das Handy während ihres Aufenthalts bewusst im Safe einschließen. "Ich will auf keinen Fall in Versuchung kommen - wenn ich es auf dem Zimmer habe, dann nutze ich es auch", habe eine Besucherin die Maßnahme begründet.

Auch im Kapuzinerkloster Stühlingen (Südbaden) gibt es kein Handyverbot. Aber die Gäste werden gebeten, "beim Gebet, Essen und während der Arbeitszeiten kein Handy dabei zu haben", erklärt Bruder Laurentius Wenk. Ohnehin ist die Verbindung nicht die beste:
"Handyempfang bekommt man bei uns nur von der Schweiz her. Oder die Gäste müssen ein paar Kilometer landeinwärts fahren, damit sie deutsche Netzanbieter bekommen."

Die meisten Gäste verzichteten während ihres Aufenthaltes ohnehin von sich aus auf Handy und Internet, erklärt der Kapuziner. Manchmal mit einer überraschenden Erkenntnis: Eine junge Frau etwa habe von sich aus ihr Handy bei ihm abgeben. Sie habe schon das Gefühl gehabt, dass ihr ohne den täglichen Blick auf ihre Mails etwas abgehe. "Nach der Woche war sie dann etwas enttäuscht, dass so wenige Mails dabei waren, die wirklich wichtig waren."


Quelle:
KNA